Unter den BMW-Vorständen ist der gebürtige Freiburger Harald Krüger der jüngste. Im nächsten Mai wird er Vorstandschef von BMW. Richtungswechsel sind von ihm nicht zu erwarten.

Stuttgart - Er galt seit Längerem als ein möglicher Kronprinz von BMW-Chef Norbert Reithofer. Nun hat mit dem gebürtigen Freiburger Harald Krüger ausgerechnet das Küken im aktuellen BMW-Vorstand das Nachfolgerennen und das überraschend frühzeitig für sich entschieden. Mit 49 Jahren läutet er im Haus einen Generationswechsel ein, der diesen Namen verdient. Einen strategischen Richtungswechsel muss man vom sympathischen Aufsteiger allerdings nicht erwarten.

 

Auch vom Naturell her steht der verheiratete Vater dreier Kinder nicht für einen neuen Führungsstil. BMW ist ein Traditionskonzern, der keine krassen Richtungswechsel liebt. Das drückt sich speziell im Topmanagement auch im Persönlichen aus. Krüger ist wie Reithofer keiner, der sich in den Vordergrund drängt. „Ich bin kein Job-Hopper“, hat er einmal über sich selbst gesagt; Krüger hat sein Berufsleben eindeutig BMW verschrieben.

Von Angesicht zu Angesicht wirkt der kommende Konzernlenker verbindlich. Intern gilt er als durchsetzungsstark. Krüger setzt auch die Tradition der BMW-Eigengewächse an der Konzernspitze fort. Der Hobbysportler, der sich auch ohne Auto gern laufend fortbewegt, ist seit 1992 im Haus. Einzige Karrierestation davor war die eines Forschungsassistenten beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Nach einem Jahr wechselte er bereits in die technische Planung bei BMW.

Seine ersten nennenswerten Sporen bei den Münchnern hat sich Krüger, der in Aachen Maschinenbau studiert hat, als Projektingenieur Mitte der neunziger Jahre beim Aufbau des US-Werks in Spartanburg verdient. Die Konzernfabriken kennt er ohnehin wie kaum ein anderer. Bis 2006 war der Breisgauer drei Jahre lang Werksleiter der britischen Motorenfabrik in Hams Hall und 2012, da war er bereits im Vorstand, auch für die Konzernmarken Mini sowie Rolls-Royce und die BMW-Motorräder zuständig.

Das war damals schon Krügers zweites Vorstandsressort bei BMW. In die oberste Führungsriege aufgestiegen ist er Ende 2008 als Personalchef. Sein Wirken dort fiel in die Zeit der Finanzkrise, die rasch auch zu einer Automobilkrise wurde. Das hat den traditionell engen Zusammenhalt von BMW-Personal und Management auf eine harte Probe gestellt. Krüger konnte sich in dieser schwierigen Periode bei den Münchnern für weitere Karriereschritte empfehlen und hat sich dabei auch für mehr Frauen in den oberen Führungsetagen des männerlastigen und technisch geprägten Automobilkonzerns starkgemacht. Im Personalressort nachgefolgt ist ihm dann mit Milagros Caina Carreiro-Andree eine Frau.

Ein BMW-Vorstandsvorsitzender müsse flexibel und durchsetzungsstark sein, Internationalität und Teamfähigkeit mit sich bringen, hat Krüger vor zwei Jahren in einem Interview gesagt. Als Bewerbung in eigener Sache wollte er das damals ausdrücklich nicht verstanden wissen. Im April 2013 wurde der Freiburger dann Produktionsvorstand. Im Mai 2015 folgt die ultimative Sprosse der BMW-Karriereleiter, wobei Krüger sowohl Betriebsrat und IG Metall als auch die bei BMW bestimmende Aktionärsfamilie Quandt hinter sich weiß. Der Personalwechsel bei BMW verbinde notwendige Kontinuität und Erfahrung mit der Gestaltungskraft der jüngeren Generation, meinte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Stefan Quandt. Als neuer BMW-Chef kann Krüger das tun, was er nach eigenem Bekunden unabhängig von der jeweiligen Position im Haus schon immer macht: Menschen begeistern, konsequent führen, klar entscheiden.