Katrin Zimmermann kramt in ihrem Apothekerschrank. Die Schubladen sind wie Tore zu ihren Erinnerungen. Sie fischt ein Dia heraus, hält es gegen das Licht und kneift ein Auge zusammen: „Mein erstes Schmuckstück.“ Die Idee sei ihr eines Abends im Schwarzwald gekommen. Der Himmel war wie in Kohle getaucht und in ihn waren die Sterne wie Perlen gestickt. „Das hat mich umgehauen“, erzählt sie. Am nächsten Morgen drehte sie einen Strang schwarzes Rosshaar und befestigte daran Süßwasserperlen, die ihr ihre Mutter aus China mitgebracht hatte.

 

In New York gibt es zwar keinen Wald, dafür findet sie die Inspiration auf der Straße. Den Irokesen-Haarschnitt mit Leopardenflecken eines Jungen auf einem Schwulenfestival übersetzt Katrin Zimmermann beispielsweise in Schmuck: heraus kommt ein getupfter Holzring. Als sich ihr Lebensgefährte den Finger verstaucht, wird sie zur Krankenschwester und der „Schienen-Ring“, der sich um die unteren beiden Fingerglieder windet, nebenbei ihr Rezept für ein neues Accessoirekunstwerk.

Heute tragen Stars wie Halle Berry, Kate Moss oder Liv Taylor die Kreationen der Deutschen. Wie Diane von Fürstenberg und Calvin Klein ist Katrin Zimmermann Mitglied im Council of Fashion Designers of America, dem Olymp amerikanischer Modemacher. Ihr Schmuck wird weltweit in 40 Museumsshops angeboten, unter anderem im Museum of Modern Art in New York. Ihr Leben verläuft, als hätte ihr eine gute Fee Möglichkeit für Möglichkeit wie Perlen auf eine Kette gefädelt.

Am Tiefpunkt, als sie nach dem Zimmerbrand ihren Beruf aufgeben und etwas Neues beginnen wollte, machte sie einen Fähigkeitstest. Nach dreißig Prüfungen kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis: „Sie sollten sich Richtung dreidimensionales Design orientieren.“ Heute weiß sie, dass dieser Rat Gold wert war, denn sie blieb, was sie bereits war.