Sejima wirkt als Person so elegant und unaufdringlich wie ihre Gebäude. Sie trägt ein geradlinig geschnittenes Kleid in schwarz-weißem Rautenmuster, hört im Gespräch aufmerksam zu, sucht nach den passenden englischen Worten, möchte aber auch noch ein wenig Zeit haben, um in der Markthalle shoppen zu gehen. Sie hat an der Frauenuniversität in Tokio studiert: weil sie von drei Universitäten, an denen sie sich beworben hatte, nur hier eine Zulassung erhielt. Als die Hochschule 1918 gegründet wurde, studierten Männer und Frauen in Japan grundsätzlich getrennt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden an den Männeruniversitäten auch Frauen zugelassen – umgekehrt nicht. Das Berufsleben blieb noch bis in die 1990er Jahre eine Männerdomäne, von lebenslangen Arbeitsverhältnissen geprägt. Durch die Asienkrise 1997 hat sich dies auch in Japan geändert.

 

Sejima, die zunächst bei dem berühmten Kollegen Toyo Ito gearbeitet hat, gründete 1987 ihr eigenes Büro. Seit 1995 firmiert sie mit ihrem früheren Mitarbeiter Ryue Nishizawa unter dem Namen Sanaa. Viele kleine und größere Wohnbauten, Schul- und Museumsgebäude in Japan entstanden. Mit der internationalen Anerkennung wuchs das Büro, das heute mit dreißig Mitarbeitern noch immer nicht zu den großen im Lande gehört. Auf das Museum für zeitgenössische Kunst in Kanazawa folgten der Zollverein-Kubus, das New Museum in New York, das Rolex Learning Center in Lausanne, der Louvre Lens und zuletzt eine Fabrikhalle auf dem Vitra-Campus in Weil am Rhein.

Manchmal baut sie auch kreisrund

Es sind keineswegs alles Kuben. Charakteristisch ist für ihre Architektur eher der Bezug zwischen Innen- und Außenwelt. Das kreisrunde Museum in Kanazawa öffnet sich zum umgebenden Park mit einer Außenhaut ganz aus Glas. Mit ihrer matt glänzenden Aluminiumhülle verschwimmt die Louvre-Dependance im nordfranzösischen Lens vor allem bei feuchter Witterung mit der nebligen Umgebung. Das Rolex Learning Center wiederum, ein flaches, eingeschossiges Rechteck, ist nur von seiner Mitte aus zugänglich. Um den Weg frei zu machen, wölbt sich der Bau wie ein Teppich an mehreren Stellen hoch.

„Die moderne Architektur enthält bereits einige Elemente aus Japan“, sagt Sejima. Doch die Massivität europäischer Bauten war für Japaner ungewohnt. Im traditionellen japanischen Haus bestanden die Wände aus Papier. Wenn es zu warm wurde, schob man sie einfach auf. Was den Energieverbrauch angeht, ist in Japan heute das weitaus größere Problem nicht die Heizenergie im Winter, sondern die Klimatisierung, wie Sejima in Hinblick auf die Reaktorkatastrophe von Fukushima anmerkt.

Als Person so elegant wie ihre Gebäude

Sejima wirkt als Person so elegant und unaufdringlich wie ihre Gebäude. Sie trägt ein geradlinig geschnittenes Kleid in schwarz-weißem Rautenmuster, hört im Gespräch aufmerksam zu, sucht nach den passenden englischen Worten, möchte aber auch noch ein wenig Zeit haben, um in der Markthalle shoppen zu gehen. Sie hat an der Frauenuniversität in Tokio studiert: weil sie von drei Universitäten, an denen sie sich beworben hatte, nur hier eine Zulassung erhielt. Als die Hochschule 1918 gegründet wurde, studierten Männer und Frauen in Japan grundsätzlich getrennt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden an den Männeruniversitäten auch Frauen zugelassen – umgekehrt nicht. Das Berufsleben blieb noch bis in die 1990er Jahre eine Männerdomäne, von lebenslangen Arbeitsverhältnissen geprägt. Durch die Asienkrise 1997 hat sich dies auch in Japan geändert.

Sejima, die zunächst bei dem berühmten Kollegen Toyo Ito gearbeitet hat, gründete 1987 ihr eigenes Büro. Seit 1995 firmiert sie mit ihrem früheren Mitarbeiter Ryue Nishizawa unter dem Namen Sanaa. Viele kleine und größere Wohnbauten, Schul- und Museumsgebäude in Japan entstanden. Mit der internationalen Anerkennung wuchs das Büro, das heute mit dreißig Mitarbeitern noch immer nicht zu den großen im Lande gehört. Auf das Museum für zeitgenössische Kunst in Kanazawa folgten der Zollverein-Kubus, das New Museum in New York, das Rolex Learning Center in Lausanne, der Louvre Lens und zuletzt eine Fabrikhalle auf dem Vitra-Campus in Weil am Rhein.

Manchmal baut sie auch kreisrund

Es sind keineswegs alles Kuben. Charakteristisch ist für ihre Architektur eher der Bezug zwischen Innen- und Außenwelt. Das kreisrunde Museum in Kanazawa öffnet sich zum umgebenden Park mit einer Außenhaut ganz aus Glas. Mit ihrer matt glänzenden Aluminiumhülle verschwimmt die Louvre-Dependance im nordfranzösischen Lens vor allem bei feuchter Witterung mit der nebligen Umgebung. Das Rolex Learning Center wiederum, ein flaches, eingeschossiges Rechteck, ist nur von seiner Mitte aus zugänglich. Um den Weg frei zu machen, wölbt sich der Bau wie ein Teppich an mehreren Stellen hoch.

„Die moderne Architektur enthält bereits einige Elemente aus Japan“, sagt Sejima. Doch die Massivität europäischer Bauten war für Japaner ungewohnt. Im traditionellen japanischen Haus bestanden die Wände aus Papier. Wenn es zu warm wurde, schob man sie einfach auf. Was den Energieverbrauch angeht, ist in Japan heute das weitaus größere Problem nicht die Heizenergie im Winter, sondern die Klimatisierung, wie Sejima in Hinblick auf die Reaktorkatastrophe von Fukushima anmerkt.

Neue Häuser für das zerstörte Gebiet

Mit Toyo Ito und weiteren Architekten ist Sejima dabei, in den vom Tsunami zerstörten Gebieten neue Häuser zu bauen, zusammen mit den Bewohnern. Die Fischer in einem Dorf müssen nun weiter hinauf an den Hang ziehen und damit weitere Wege auf sich nehmen. Früher legten sie sich nachts nach dem Fang kurz zu Hause aufs Ohr, bevor sie morgens früh wieder auf dem Markt standen. Da dies nun nicht mehr geht, konstruierte Sejima ein kleines Gemeinschaftsschlafhaus. Alte japanische Häuser waren von einer Veranda umgeben, wo man die Schuhe auszog, bevor man das Haus betrat, und gern stehen blieb, um sich ein wenig zu unterhalten.

Diese Gewohnheit ist mit der modernen Architektur verloren gegangen, sagt Sejima. Die Holzhäuser, die sie in ihrem Stuttgarter Vortrag vorstellt, sind keinesfalls spektakuläre Architektur. Doch wenn es nach Sejima geht, soll auf die Katastrophe von 2011 nicht nur ein Wiederaufbau folgen, sondern eine „grundlegende Erneuerung der japanischen Gesellschaft“.