In seiner Dankesrede stottert Cunningham zuerst herum, springt abrupt zwischen Französisch und Englisch hin und her. Doch dann fällt ihm ein, was er wirklich sagen möchte, war er schon immer sagen wollte. "Derjenige, der Schönheit sucht, wird sie auch finden", sagt Cunningham und ihm laufen dabei die Tränen aus den Augenwinkeln.

 

In diesem Moment begreift man Cunningham, und es steigt einem unweigerlich selbst das Wasser in die Augen. Cunningham hat eine höhere Daseinsstufe erreicht als wir Normalsterblichen. Er hat sein Dasein in Dienst eines Ideals gestellt. Er ist ein Hohepriester der Schönheit, ein Hohepriester in einer Müllarbeiterjacke.

"Er ist frei", sagt Richard Press, und man spürt, wie gerne er auch so wäre wie Bill Cunningham. Tag für Tag auf der Suche nach Schönheit auf einem alten Fahrrad durch die Straßen Manhattans zu ziehen, so lange, bis die Sonne im Hudson versinkt, ohne Sorge um Geld, Status, Erfolg, Anerkennung, all die Dinge, mit denen andere sich täglich mühen. Was für ein Leben.