Die Bezirksbeiräte in Untertürkheim wollen ihre Postfiliale behalten und einen neuen Aldimarkt verhindern. Nun schalten sich auch Stadträte in die Diskussion ein.

Untertürkheim - Die Sorge um die Zukunft der Untertürkheimer Postfiliale schwelt weiter. Wie berichtet, soll das Postgebäude an der Augsburger Straße an den Lebensmittel-Discounter Aldi verkauft werden. Die Bezirksbeiräte wollen das aber verhindern und ihre Post um jeden Preis behalten. Deshalb hat sich die Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel genauer über die rechtlichen Möglichkeiten informiert, mit denen die Einrichtung eines Discounters verhindert werden könnte.

 

In der jüngsten Bezirksbeiratssitzung erklärte sie, dass eventuell eine so genannte Veränderungssperre in Frage käme. „Damit sind auf dem entsprechenden Areal keine baulichen Veränderungen, Neubauten, Abrisse oder Nutzungsveränderungen möglich“, so Wenzel. Eine solche Sperre gelte aber nur für einen gewissen Zeitraum.

Die Räte wollen alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen

Die Bezirksbeiräte waren sich einig, dass ein neuer Bebauungsplan nötig ist, um alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen. Dieser Bebauungsplan sowie eine Veränderungssperre sollen nach Ansicht der Lokalpolitiker vom Gemeinderat beschlossen werden. Um auch in Zukunft mehr Einfluss auf die bauliche Entwicklung im Bezirk zu haben, pochten die Bezirksbeiräte erneut auf ihr seit Langem gefordertes Stadtentwicklungskonzept. Dieses soll nach Ansicht der Untertürkheimer im nächsten Doppelhaushalt der Stadt mit Planungsmitteln berücksichtigt werden. In das Konzept sollen auch die Nachbarbezirke, die Zukunft der Postfiliale und die Nahversorgung einbezogen werden.

Diesem Wunsch kamen die Stadträte der Fraktionen schnell nach. In einem Antrag fordern die Freie Wähler-Gemeinderatsfraktion, die CDU, die SPD, die Grünen und die FDP ein entsprechendes Konzept für Untertürkheim. „Seit mehreren Jahren versucht der Stadtbezirk Untertürkheim weitgehend aus eigener Kraft gegen Fehlentwicklungen im Ortszentrum anzugehen, dem Bahnhofsumfeld ein besseres Erscheinungsbild zu verschaffen und eine Fortsetzung des begonnenen Trading-down-Effekts zu verhindern“, heißt es in dem Antrag. Die aktuellen Entwicklungen beim Postareal förderten unterdessen neuen Unmut im Stadtbezirk. Leider hätten die Akteure – insbesondere das Bezirksamt, der Bezirksbeirat und Gewerbetreibende – „bisher nur wenig Unterstützung gefunden“, so die Antragssteller.

Auch die Zukunft der CAP-Märkte bereitet weiter Sorge

Deshalb fordern die Fraktionen nun von der Stadt Stuttgart, dass unter Einbeziehung des Untertürkheimer Bezirksamtes, des Bezirksbeirats, der Bürger sowie der Gewerbetreibenden „schnellstmöglich ein Stadtentwicklungskonzept für Untertürkheim“ erstellt wird. Darin seien auch die anderen oberen Neckarvororte in Bezug auf die Postfiliale zu berücksichtigen. Schließlich müssten alle Bürger eine Post in ihrer näheren Umgebung haben.

Wie berichtet, machen sich die Bezirksbeiräte in Unter- und Obertürkheim Sorgen, dass die Postfiliale verschwinden und die sozialwirtschaftlich arbeitenden CAP-Läden in beiden Bezirken der Konkurrenzsituation mit einem Discounter nicht gewachsen sein könnten. In den CAP-Läden sind unter anderem Menschen mit Behinderung beschäftigt. Daher wurde das Thema in den Gremien heiß diskutiert. Die Räte in beiden Bezirken sind sich einig, dass die Märkte erhalten bleiben sollten.

Gerhard Sohst, der Geschäftsführer der beiden CAP-Märkte, befürchtet zwischen 40 und 50 Prozent Umsatzeinbußen, wenn der neue Aldimarkt kommt. „Das würde für uns die Insolvenz bedeuten, denn allein mit dem Obertürkheimer Markt können wir diesen Verlust nicht stemmen“, so der Geschäftsführer.