Der Bürgermeister von Buenos Aires, Mauricio Macri, feiert seinen Sieg in der Stichwahl gegen den Kandidaten der Regierungspartei. Macri ist konservativ und Millionär – zudem hatte er die Amtsinhaberin Kirchner gegen sich, die nicht erneut kandidieren durfte.

Buenos Aires - Die Glaubenswelt der Anden-Bevölkerung ist Mauricio Macri natürlich völlig fremd. Der 56-Jährige, der am 10. Dezember Staatspräsident in Argentinien wird, ist „porteño“ – er ist felsenfest in Buenos Aires verwurzelt, der europäischsten Hauptstadt Südamerikas. Dass er zum Abschluss seines Wahlkampfes in Nordargentinien an einem indianischen Pachamama-Ritual teilnahm, könnte als peinliche Anbiederung an jene Wähler verstanden werden, denen die Glitzerwelt von Buenos Aires völlig fremd ist. Macris Problem ist seine elitäre Herkunft, die ihm seine Gegner unentwegt um die Ohren hauen.

 

Ja, er ist Multimillionär. Sein Vater, ein italienischer Einwanderer, hat einen gewaltigen Gemischtwaren-Konzern aufgebaut. Der Sohn, Absolvent guter und teurer US-Universitäten, wurde Bauingenieur. Er hat schon 24-jährig mit dem Magnaten Donald Trump Geschäfte gemacht, hat eigenes Geld verdient, eigene Firmen gegründet. Reich sein kann gefährlich sein in Argentinien: 1991 wurde er von einer aus Polizisten bestehenden Verbrecherbande gekidnappt und zwölf Tage später gegen sechs Millionen Dollar Lösegeld freigelassen.

Streitbarer Präsident der Boca Juniors

Ins öffentliche Leben schaltete er sich erst in den Neunzigern ein, wenn auch noch nicht in die Politik. Als Präsident des Fußballclubs Boca Juniors machte er sich erst einmal unbeliebt, weil er allen – Spielern wie Angestellten – die Gehälter kürzte. Aber er wurde wiedergewählt und ist schließlich in die Geschichte des berühmten Vereins als der Präsident eingegangen, unter dem Boca Juniors die meisten Titel – 17, darunter elf internationale – gewann.

2003 wollte er Bürgermeister von Buenos Aires werden und scheiterte. 2007, beim zweiten Versuch klappte es. Viele fanden ihn gut in diesem Amt – eine neue Polizeitruppe ging gegen die Kriminalität vor, seine Anhänger verweisen auf die Ausstattung von Schulen und Krankenhäusern, seine Gegner jedoch auf den Schuldenberg, der sich unter Macri erhöhte. Seine Partei PRO war eine vornehmlich lokale Formation, bis sie sich im vorigen März mit der UCR zusammentat. Hinter dem Kürzel verbergen sich die Radikalen, die historischen Gegner des Peronismus. Die haben in den Jahren seit dem Crash 2001 zwar kräftig an Bedeutung verloren, aber sie existieren noch, und die Allianz mit ihnen hat Macri die Basis für eine landesweite Kampagne verschafft, die ihn nun, nach einem langen, erregten Wahlkampf zum Sieg geführt hat.

Sogar ein Perón-Denkmal eingeweiht

Ein Multimillionär! Ein Neoliberaler! Ein Strukturanpasser! So schimpfen seine Gegner, und Macri hat sich im Wahlkampf geradezu gekrümmt, um diese Anwürfe zu widerlegen. Sogar ein Denkmal des früheren Staatschefs Juan Domingo Perón (1946–1955) hat er eingeweiht; den nehmen seine Gegner in Anspruch, während Argentiniens Oberschicht, die Peron damals weggeputscht hat, diesen bis heute hasst. Natürlich beteuert Macri, die Sozialprogramme nicht zu beschneiden. Aber der Staat gibt allein für Energiesubventionen 3,5 Prozent des Bruttosozialprodukts aus. Es mag vernünftig sein, das zu ändern. Aber es ist auch verständlich, dass davor alle die Angst haben, denen das Geld nicht so lange reicht, wie der Monat lang ist.