Wenn wir das aktuelle Geschehen betrachten: Lassen sich Taten wie die des 17-Jährigen in dem Regionalzug in Würzburg, der sich innerhalb von wenigen Tagen radikalisiert haben soll, überhaupt verhindern?
Man wird sich sicher schwertun, alles zu verhindern. Wenn jemand schon die Koffer gepackt hat, um in den Krieg in Syrien zu ziehen – da kommen wir nicht mehr ran.
Politiker sprechen davon, dass man rechtzeitig die Zeichen erkennen müsse, um solche Taten zu verhindern. Wie soll das möglich sein? Kaum ein Extremist wird sich bei Ansprache einfach zu erkennen geben...
Die Mitschüler sind für uns da ein wichtiger Indikator. Ein Beispiel aus dem Kreis: Auf einer Klassenfahrt nach Berlin hat ein Schüler seinen Kumpels auf dem Handy einige Videos des IS gezeigt. Schüler haben das gemeldet – dann kann man eingreifen. Die Mitschüler sind da eine Art Frühwarnsystem. Das gilt übrigens auch für Taten wie die am Freitag in München: Klassenkameraden bekommen von solchen Plänen viel eher etwas mit als zum Beispiel Lehrer. Die Jugendlichen müssen dazu aber wissen: Mit welchen Mitteln arbeiten Extremisten? Wie locken die Organisationen? Darüber informiert das Projekt.
Sie richten sich also vorwiegend an Schüler?
Ja, vor allem an Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren. Schulen können sich an uns wenden und verschiedene Teile des Angebots buchen. Durch die Fördergelder entstehen den Schulen dadurch keine Kosten. Aber auch Eltern und Lehrer sollen durch die Initiative an Infos kommen
Was konkret passiert dann im Unterricht?
Zentrales Element ist ein interaktives Theaterstück. Es erzählt die Biografie von einem Jungen und einem Mädchen. Es geht um Salafismus und Rechtsradikalismus. Gespielt wird das Stück von der Theatergruppe „Q-Rage“. Immer wieder wird die Aufführung unterbrochen, um zu fragen: Wo hätte man eingreifen können? Der Ausgang des Stücks ist variabel, je nachdem, welche Entscheidungen die Schülern treffen. Am Ende wird des Gesehene noch einmal in der Klasse mit Experten aufbereitet, nachbesprochen und reflektiert.
Die Nachbearbeitung geschieht dann mit Polizisten?
Nicht nur. Es sind ja nicht nur Kollegen an dem Projekt beteiligt. Die Stunden werden von verschiedenen Referenten betreut, neben den Kollegen sind das auch Mitarbeiter der Landeszentrale für politische Bildung oder Beamte aus dem Verfassungsschutz. Das ist auch für uns eine Chance: Wir haben auf dem Gebiet keinesfalls die alleinige Expertise. Wir koordinieren aber die Projektpartner.
Es gibt sicher auch unter Eltern und Lehrern einen Informationsbedarf...
Wir bieten spezielle Schulungen für Lehrer an, außerdem gibt es Unterrichtsmaterial. Während der Projekttage veranstalten wir zudem einen Elternabend.