Barbara Thurner-Fromm von der Stuttgarter Zeitung sprach beim Pressestammtisch des Stadtseniorenrates und der Filder-Zeitung über 25 Jahre Deutsche Einheit. Es war ein langer Weg, doch er hat sich gelohnt.

Möhringen/Echterdingen - Willy Brandt auf seiner Wolke freut sich sicher, wenn er heute auf das vereinigte Deutschland herabschaut.“ Mit diesem Satz beschloss Barbara Thurner-Fromm beim gestrigen Pressestammtisch des Stadtseniorenrates und der Filder-Zeitung in der Echterdinger Zehntscheuer ihren Vortrag. Die stellvertretende Ressortleiterin Politik bei der Stuttgarter Zeitung hat mit den Zuhörern über das Thema „25 Jahre nach dem Mauerfall – Ist jetzt endlich zusammen gewachsen, was zusammen gehört?“ diskutiert.

 

Heute sei Deutschland zusammengewachsen

Von Ossis und Wessis spreche heute niemand mehr. „Wir sind alle Deutsche.“ Das sei vor 25 Jahren und in den Jahren danach anders gewesen. Die DDR habe von einem Tag auf den anderen ihren Markt in der ehemaligen Sowjetunion und in deren verbündeten Staaten verloren. Und Handel mit den Staaten des Westens habe es so gut wie nicht gegeben. „Da sind Lebensentwürfe zerstört worden.“

„Auf der einen Seite waren Euphorie und Freudentaumel“, sagte Thurner-Fromm. „Auf der anderen Seite war die Angst vor der Zukunft, vor der Stasi, vor der drohenden Arbeitslosigkeit.“ Die Menschen hätten wenig Geld und große Wünsche gehabt.

Heute ist viel zu sehen von den damaligen Versprechen

Dennoch gebe es in den neuen Bundesländern inzwischen die von Bundeskanzler Helmut Kohl 1990 versprochenen blühenden Landschaften. Er habe sich zwar geirrt, was die Dauer betrifft, aber nicht im Ergebnis. „Straßen, Schienen und Internet-Verfügbarkeit sind in den neuen Ländern vielfach besser als in den alten.“

Barbara Thurner-Fromm hat in der Zehntscheuer die riesige Herausforderung beschrieben, die der Mauerfall bedeutet habe. „Politisch gab es Gegner und Befürworter einer Wiedervereinigung.“ Zu den Gegnern zählten die britische Premierministerin Margaret Thatcher und der französische Staatspräsident François Mitterrand. Für ein einiges Deutschland war der US-Präsident George W. Bush.

Ein Vertrag hat das heutige Deutschland ins Rollen gebracht

Dieses Dilemma hat vor allem der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher mit seinem sowjetischen Amtskollegen Eduard Schewardnadse mit dem Zwei-Plus-Vier-Vertrag zwischen der Bundesrepublik, der Deutschen Demokratischen Republik, Großbritannien, Frankreich, Russland und den USA gelöst. Dieser Vertrag habe den Weg für die Wiedervereinigung freigemacht. Er wurde am 12. September 1990 in Moskau unterzeichnet und trat am 15. März 1991 in Kraft.

Der Weg des Zusammenführens war kein leichter

Aber die Wiedervereinigung war nicht nur eine außenpolitische Herausforderung, sondern vor allem eine innenpolitische. Zwei völlig unterschiedliche Systeme mussten zusammengeführt, eine gemeinsame Währung geschaffen, Eigentumsverhältnisse geklärt, eine marode Wirtschaft aufgebaut und viele weitere Probleme gelöst werden. „Das war eine riesige Leistung, auf die alle Deutschen stolz sein können.“

Informationen:

Der nächste Pressestammtisch in der Echterdinger Zehntscheuer, Maiergasse 8, findet am Dienstag, 9. Dezember, 10 Uhr, statt. Der Referent ist Walther Rosenberger von den Stuttgarter Nachrichten. Sein Thema: Internationale Krisen – ist unsere Versorgung mit Energie sicher, und wie entwickeln sich die Preise?