Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

Unterdessen ist Lady Mary-Gaye aber nicht nur als Aristokraten-Spross und Bankenerbin bekannt. Sie machte sich schon in den sechziger Jahren als Mannequin einen Namen und gehörte zu den Titelbild-Schönen der britischen Illustrierten. Ein Foto von ihr – barbusig und mit Maschinenöl beschmiert, um an die Rennfahrer-Tradition der Curzons zu erinnern – wird heute gern noch als Ausweis ihrer „wilden Jugend“ zitiert. Mit vier (gescheiterten) Ehen und fünf Kindern von drei Vätern wird Lady Mary-Gaye von konventionell gestimmten Landsleuten mit Argwohn betrachtet.

 

Die Middletons, die Eltern von Catherine, entsprechen sehr viel mehr dem bürgerlichen Ideal familiärer Solidität und kommerzieller Ambition. Schon hat man begonnen, der disziplinierten, immer perfekt gekleideten Kunsthistorikerin und künftigen Königin Kate die tanzende und singende Cressida gegenüberzustellen. Dass „Cressie“ keine Lust hat, ihre wilde Mähne zu bändigen, dass sie gern Sportschuhe trägt und sich zum Ausgehen schrill anzieht, dass sie Räucherkerzen und Rum liebt und natürlich Harry und Wicky Biccie Chocolate Cake – das alles passt ins Bild der lebenslustigen High-Society-Tochter, wie es sich die heimische Presse von ihr macht. Dabei ist Bonas keineswegs eine so schlichte Figur, wie manche Schlagzeile vermuten lässt. Bisher verhindert offenbar ihre Hoffnung auf eine echte Bühnenkarriere den Sprung in die große Windsor Soap Opera. Schon in der Schule spielte sie Laura in Tennessee Williams’ „Glasmenagerie“ und Strindbergs Miss Julie. Ihr Lieblingsstück, sagt sie, sei Jean-Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft“. Und ihre liebste Fernsehserie ist „The West Wing“, eine reichlich anspruchsvolle Sendung.

Eine junge Frau mit Anspruch

Mit Spannung wartet die Nation jetzt darauf, wie sich die Beziehung entwickelt. Immerhin hat Harry seine Kriegseinsätze schon mal gegen einen Bürojob bei den Streitkräften in London eingetauscht. Bonas wiederum besitzt einen Sicherheitspass, der ihr freien Zugang zum Kensington-Palast verschafft, wo außer William, Kate und dem kleinen George auch Harry neuerdings seine Basis hat. Der Queen ist „Cressie“ allerdings noch nicht vorgestellt worden. Und vor diesem Tässchen Tee mit Ihrer Majestät gehört sie nicht voll dazu.