Die Pflegelücke wächst: Bedürftige in Baden-Württemberg müssen einen immer größeren Teil der Heimplatz-Kosten tragen. In der höchsten Pflegestufe liegen die Kosten bei durchschnittlich 3715 Euro im Monat, die Versicherung zahlt aber nur 1612 Euro.

Stuttgart - Zum Jahresbeginn sind die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung vom Gesetzgeber erhöht worden. Die Kosten für das Leben in einer Pflegeeinrichtung sind allerdings noch stärker gestiegen. Im Ergebnis ist die so genannte Pflegelücke nicht kleiner geworden, sondern sogar noch größer. Darauf verweist der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV).

 

Wer in Pflegestufe 3 eingruppiert ist und in einem Heim lebt, muss in Baden-Württemberg im Durchschnitt jeden Monat 3715,19 Euro bezahlen. Das sind 83,66 Euro mehr als im Jahr zuvor. Die Pflegeversicherung zahlt aber mit 1612 Euro nur 62 Euro mehr. Das bedeutet gemäß der PKV-Zahlen, dass ein Pflegebedürftiger jeden Monat 2103,19 Euro aus der eigenen Tasche aufbringen muss.

Wenn die Rente nicht reicht, müssen Kinder einspringen

Wenn dafür die Rente nicht reicht, muss das Vermögen versilbert werden. Wenn das bereits geschehen ist, springt die Sozialhilfe ein, die sich freilich ihre Leistungen von den Kindern der Betroffenen wieder holen kann. Es könnten die Ersparnisse der engsten Verwandten herangezogen werden.

„Die Menschen müssen wissen, dass die gesetzliche Pflegeversicherung nur einen Teilkasko-Schutz bieten kann,“ sagt der Direktor des Verbandes der Privaten Krankenversicherung, Volker Leienbach. „Im Ernstfall bleibt also eine Pflegelücke, die mehrere tausend Euro im Monat betragen kann.“ Dafür solle man privat vorsorgen, rät der Versicherungsfunktionär.

Die Vorsorgelücke gilt nach den Berechnungen der PKV für die Pflegestufen 1 und 2 ähnlich. In der niedrigsten Pflegestufe bleiben in Baden-Württemberg 1610,22 Euro pro Monat von der gesetzlichen Pflegeversicherung ungedeckt; die Lücke hat sich gegenüber dem Vorjahr um 18,01 Euro vergrößert. In der Stufe 2 beträgt der Unterschied 1810,87 Euro; das sind 18,66 Euro mehr als im Jahr zuvor.

Heimkosten im Südwesten über dem Bundesdurchschnitt

Der Südwesten liegt bei den Heimkosten je nach Pflegestufe zwar zwischen 163 und 278 Euro jeden Monat über dem Bundesdurchschnitt. Das Land ist für zu Pflegende aber keineswegs das teuerste. In Nordrhein-Westfalen kostet im Durchschnitt der Aufenthalt in einem Pflegeheim pro Monat je nach Pflegestufe zwischen 127 und 255 Euro mehr als in Baden-Württemberg. In Ostdeutschland ist die Betreuung im Heim dagegen erheblich günstiger. Dort kann man pro Monat auch um mehr als tausend Euro billiger wegkommen.