Drei Viertel der Teilnehmer an der Bürgerumfrage halten die Auswirkungen des Straßenverkehrs für das größte Problem Stuttgarts und fast genauso viele wollen nicht, dass mehr Geld in den Straßenbau fließt. Sie befürworten aber eine Umfahrung zwischen B 14 und B 27. Der Widerspruch ist leicht erklärt: Sie wähnen den Norostring weit weg und glauben, er würde ihre Probleme lösen. Dass nicht der ÖPNV-Ausbau, sondern eine Straße zwischen Kornwestheim und Waiblingen die Lösung für Stuttgarter Engpässe und Fahrverbote wäre, hören sie vor allem jetzt im Wahlkampf von der CDU. Abgeordnete behaupten auch, der grüne Verkehrsminister Hermann verweigere sich der Planung.

 

Abgesehen davon, dass der Nordostring auch unter CDU-Führung eine Vision blieb und es mit der Schöpfungsbewahrung nicht weit her ist, wenn eine Straße eine Kulturlandschaft durchpflügt: Für wen sollte Hermann was planen? Es gibt in den Anrainergemeinden Befürworter, aber keine für die vierspurige Variante, die dank Union-Unterstützung den Bundesverkehrswegeplan aufbläht.

Ein Umstieg auf Bus und Bahn wäre besser

Die gewünschte Kapazitätserhöhung ist nicht schlüssig begründet. Ja, das Straßennetz ist überlastet, aber nur an wenigen Stunden. Und selbst dann kommen alle ans Ziel, sie sind nur länger unterwegs. Dafür entscheiden sich die Autofahrer bewusst. Man will also 200 Millionen Euro investieren, um ihnen morgens und abends einige Minuten Zeit zu schenken? Weniger Stau gäbe es auch, wenn mehr Pendler auf Bus und Bahn umstiegen.

Zumal es nicht bei dieser Summe und bei diesem Teilstück bliebe. Überörtlicher Verkehr würde ermutigt, die Abkürzung zwischen den Autobahnen zu nehmen. Also dann: weitere Fellbacher Tunnelröhren, eine breitere Uferstraße und als Krönung einen Tunnel auf die Filder. Doch wer wollte heute in eine Infrastruktur investieren, die eingeweiht würde, wenn längst die Erkenntnis gereift ist, dass Mobilität vor allem durch den ÖPNV sichergestellt wird und Datenautobahnen wichtiger sind als Schnellstraßen quer über den Acker?