Der siebte Tag gehört mir

 

Einkaufen von 8 bis 22 Uhr, das ist mittlerweile ganz normal – und zwar vielfach von Montag bis Samstag. Jeder kann zu jeder Zeit überall nahezu alles kaufen. Außer am Sonntag. Da sind die Läden dicht. Und das soll auch so bleiben.

In den 60-Jahren hieß mal ein Gewerkschafts-Slogan „Samstags gehört der Vati mir“. Die Arbeitnehmervertreter haben damals den arbeitsfreien Samstag unter großem Widerstand erkämpft. Aber nicht für den Einzelhandel. Verkäuferinnen und Verkäufer stehen nach wie vor jeden Samstag in den Läden.

Und jetzt wird auch noch der arbeitsfreie Sonntag immer mehr durchlöchert. Mal ist es ein Stadtfest, ein anderes Mal ein Sommerfest, in einem dritten Fall eine Herbsthocketse. In fast allen Stadtbezirken gibt es bereits verkaufsoffene Sonntage. Die basieren auf langen Traditionen, auf die sich die Veranstalter berufen. Aber niemand denkt darüber nach, ob diese Traditionen überhaupt noch Sinn ergeben. Was früher mal richtig war, kann heute falsch sein. Und in diesem Fall ist es häufig falsch. Wer am Sonntag unbedingt shoppen will, kann das mühelos im Internet tun.

Hinzu kommt, dass auf diese Weise in einer immer kirchenferneren Gesellschaft die wenigen Christenmenschen einmal mehr aus den Gotteshäusern getrieben werden, weil sie hinter irgendeiner Ladenkasse stehen müssen. Und wer sich keine Predigt anhören will, geht vielleicht lieber wandern oder fährt Rad.

Die Gewerkschaft trifft mit ihrem Vorstoß gegen verkaufsoffene Sonntage die Falschen. Man kann ja durchaus darüber diskutieren, ob die Kaufhäuser und Filialisten entlang der Königstraße auch noch an ein oder zwei Sonntagen im Jahr offen haben müssen, den Konzernen dürfte das herzlich egal sein.

In den Stadtbezirken sieht das anders aus. Dort mühen sich die Einzelhändler und Handels- und Gewerbevereine ab, um die Einkaufsstraßen am Leben zu erhalten und attraktiver zu machen. Oft werden sie von der Wirtschaftsförderung der Stadt unterstützt, die dafür inzwischen eigene Stadtteilmanager hat, um das sogenannte Downgrading in den Stadtteilen zu verhindern. Eine Maßnahme dabei sind eben verkaufsoffene Sonntag, maximal zwei an der Zahl im Jahr. Dabei geht es, egal ob in Stuttgart-Ost, Bad Cannstatt oder Zuffenhausen, nicht darum, so viel Umsatz wie möglich zu machen. Ziel der HGVs ist vielmehr, mit Hilfe von Zusatzangeboten – Kinderkarussell, Ponyreiten, Floh- oder Hobbymärkten entlang den Straßen – auf ihre Einkaufsstraßen aufmerksam zu machen, neue Kunden anzulocken und ihnen zu zeigen: Schaut her, ihr müsst nicht in die Stadt fahren oder per Internet bestellen! Angestellte sind davon kaum betroffen, die meisten Geschäfte sind inhabergeführt. Die Händler und ihre Kunden können auch vorher in die Kirche, weil die Geschäfte selten vor zwölf öffnen. Und dass nach der Aktion der Gewerkschaften beispielsweise der verkaufsoffene Sonntag in Ostheim verboten wurde, während wenige Meter weiter der Martinimarkt in Gablenberg stattfinden darf, ist schlicht und einfach absurd.

Redakteur Ralf Gunkel sieht die verkaufsoffenen Sonntag kritisch

Der siebte Tag gehört mir

Einkaufen von 8 bis 22 Uhr, das ist mittlerweile ganz normal – und zwar vielfach von Montag bis Samstag. Jeder kann zu jeder Zeit überall nahezu alles kaufen. Außer am Sonntag. Da sind die Läden dicht. Und das soll auch so bleiben.

In den 60-Jahren hieß mal ein Gewerkschafts-Slogan „Samstags gehört der Vati mir“. Die Arbeitnehmervertreter haben damals den arbeitsfreien Samstag unter großem Widerstand erkämpft. Aber nicht für den Einzelhandel. Verkäuferinnen und Verkäufer stehen nach wie vor jeden Samstag in den Läden.

Und jetzt wird auch noch der arbeitsfreie Sonntag immer mehr durchlöchert. Mal ist es ein Stadtfest, ein anderes Mal ein Sommerfest, in einem dritten Fall eine Herbsthocketse. In fast allen Stadtbezirken gibt es bereits verkaufsoffene Sonntage. Die basieren auf langen Traditionen, auf die sich die Veranstalter berufen. Aber niemand denkt darüber nach, ob diese Traditionen überhaupt noch Sinn ergeben. Was früher mal richtig war, kann heute falsch sein. Und in diesem Fall ist es häufig falsch. Wer am Sonntag unbedingt shoppen will, kann das mühelos im Internet tun.

Hinzu kommt, dass auf diese Weise in einer immer kirchenferneren Gesellschaft die wenigen Christenmenschen einmal mehr aus den Gotteshäusern getrieben werden, weil sie hinter irgendeiner Ladenkasse stehen müssen. Und wer sich keine Predigt anhören will, geht vielleicht lieber wandern oder fährt Rad.

Selbst die Schöpfung der Welt hat der liebe Gott in sechs Tagen erledigt. Das sollte uns doch wenigstens mit unseren Einkäufen gelingen.