Auch eine reiche Kommune wie Gerlingen sollte gut überlegen, wofür sie Geld ausgibt. Die Platzsanierung hat Priorität. Rafael Binkowski

Auch wenn „nur“ über 75 000 Euro verhandelt wurde – Steuergeld der Bürger muss auch in einer Kommune wie Gerlingen gut verwaltet werden, die durch Bosch viele Millionen Gewerbesteuer erhält. Der Kelterplatz sollte eigentlich nur mit einem neuen Belag versehen werden, um nicht mehr eine große Stolperfalle zu sein. Doch dann wurde die Liste der Wünsche immer länger und die Kosten stiegen immer weiter an, bis man bei gut einer halben Million angekommen war.

Die Räte haben daher nicht ganz zu Unrecht auf die Bremse getreten. Zumal sie nicht nur Spargründe anführen, sondern auch städtebaulich eine andere Vorstellung entwickelt haben. Baut man an dem schön und teuer sanierten Kelterplatz am Rande einen Gehweg vorbei, laufen praktisch alle Fußgänger nur noch dort. Und der aufwendig ausgebesserte Platzbelag würde eine innerstädtische Ödnis werden.

Das wäre nun tatsächlich zum Fenster herausgeworfenes Geld. Nun kann man einwenden, dass der Weg Gehbehinderten helfen würde. Wenn selbst aber ein Rollstuhlfahrer im Rat das anders sieht, muss dieses Argument auch hinterfragt werden.

Auch eine reiche Kommune wie Gerlingen sollte gut überlegen, wofür sie Geld ausgibt. Die Platzsanierung hat Priorität. Rafael Binkowski

Auch wenn „nur“ über 75 000 Euro verhandelt wurde – Steuergeld der Bürger muss auch in einer Kommune wie Gerlingen gut verwaltet werden, die durch Bosch viele Millionen Gewerbesteuer erhält. Der Kelterplatz sollte eigentlich nur mit einem neuen Belag versehen werden, um nicht mehr eine große Stolperfalle zu sein. Doch dann wurde die Liste der Wünsche immer länger und die Kosten stiegen immer weiter an, bis man bei gut einer halben Million angekommen war.

Die Räte haben daher nicht ganz zu Unrecht auf die Bremse getreten. Zumal sie nicht nur Spargründe anführen, sondern auch städtebaulich eine andere Vorstellung entwickelt haben. Baut man an dem schön und teuer sanierten Kelterplatz am Rande einen Gehweg vorbei, laufen praktisch alle Fußgänger nur noch dort. Und der aufwendig ausgebesserte Platzbelag würde eine innerstädtische Ödnis werden.

Das wäre nun tatsächlich zum Fenster herausgeworfenes Geld. Nun kann man einwenden, dass der Weg Gehbehinderten helfen würde. Wenn selbst aber ein Rollstuhlfahrer im Rat das anders sieht, muss dieses Argument auch hinterfragt werden.

Kontra: Kein Gerlinger Standard

Die Stadt wollte immer Vorbild sein. Mit dem Beschluss des Gemeinderats gegen einen Gehweg tritt dieser Aspekt in den Hintergrund. Klaus Wagner

Zugegeben, diese Zusammenfassung reduziert den Sachverhalt auf das Plakative: Dem Gemeinderat ist es wichtiger, Geld zu sparen, als bewegungseingeschränkten Menschen etwas Gutes zu tun. Den Stadträten, die den Verwaltungsvorschlag zum Bau eines Gehwegs am Kelterplatz abgelehnt haben, waren andere Gründe wichtiger. Zum Beispiel der, dass man einen Platz aufwendig erneuert und gleichzeitig einen Bypass baut, auf dem die Leute den Platz umgehen können. Zudem, so die Gegner, entstehe eine neue hässliche Mauer, die dem Stadtbild an dieser Stelle überhaupt nicht bekomme. Dieses Argument sei gar nicht angeführt worden.

Wie auch immer: Die Entscheidung wirft ein schlechtes Licht auf die Stadt. Über Jahrzehnte gab es das Wort vom „Gerlinger Standard“. Der neue Gehweg wäre ein gutes Beispiel dafür gewesen. Davon weicht man nun ab. Obwohl die Stolperfallen beseitigt werden, kann Gerlingen in Sachen Hilfe zur Inklusion an dieser Stelle nun nicht glänzen. Sehr schade.

Es gibt übrigens noch einen Platz, dem eine Verbesserung gut täte: der liegt gleich vor dem Rathaus.