Sich einem Unbekannten am Steuer anzuvertrauen ist heikel. Und so ist es kein Wunder, dass sich am Beispiel des aus den USA nach Deutschland drängenden Taxianbieters Uber eine Debatte entzündet, die ein Licht auf eine durch das Internet möglich gewordene Form von Dienstleistungen wirft. „Share-Economy“ heißt das Prinzip auf Neudeutsch, eine Kombination aus „Teilen“ und „Wirtschaft“. Das Prinzip, das Uber nutzt, findet sich längst in vielen Bereichen, ob nun die private Wohnung über Dienstleister wie Airbnb vermietet wird oder Internetplattformen es erlauben, vom Segelboot bis zum Fahrrad privat gerade nicht genutzte Dinge zu verleihen. Hier etabliert sich eine neue Grauzone zwischen privaten und professionellen Angeboten.

 

Es ist verständlich, dass die etablierten Anbieter dagegen Sturm laufen. Das deutsche Taxigewerbe war bisher eine regulierte Branche. Das hat Gründe, zum Beispiel das Thema Sicherheit. Doch als Kunde erlebt man auch die Schattenseiten dieses reglementierten Marktes, der die Anbieter unbeweglich gemacht hat. Von fehlenden Kindersitzen über die von manchen Taxifahrern als Zumutung empfundene Kartenzahlung bis hin zu Verlässlichkeit und Sauberkeit sind die Erfahrungen nicht immer so, dass man gern ein Taxi bestellt. Die wirtschaftliche Lage der Taxiunternehmen ist oft nicht rosig, und die Stimmung von schlecht bezahlten Fahrern verständlicherweise nicht immer die beste. Doch fehlt häufig die Bereitschaft, sich auf die Kundenerwartungen einzulassen. In diese offene Flanke stößt Uber hinein. Dem Prinzip geteilter Ressourcen gehört in der Internetökonomie die Zukunft, ob deutsche Gerichte für das schon in 45 Ländern tätige Uber nun ein Stoppschild aufstellen oder nicht.

Die deutsche Rechtskultur ist aber eine andere als in den USA. Uber sollte für seine Fahrer in Deutschland klar die Verantwortung übernehmen müssen – sowohl was Qualifikation als auch was soziale Mindeststandards angeht. Solche Spielregeln dürften am Ende Dumpingpreise verhindern. Wenn der Gesetzgeber diese Fragen geklärt hat, hat aber diese innovative Form der Mobilität auch bei uns ihren Platz.

Andreas Geldner betreut Themen aus der IT-Wirtschaft. Als früherer US-Korrespondent der Stuttgarter Zeitung hat er eine Affinität zur typischen Experimentierfreude, die jenseits des Atlantiks in diesem Segment gepflegt wird.