In Südbaden will der Energieversorger Badenoval Maisstroh nutzen, um damit Wärme und Strom zu erzeugen. Doch erst muss noch geklärt werden, wie das Maisstroh möglichst schnell geerntet werden kann.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Mais gibt es im Überfluss, die Anbaufläche stieg in ganz Baden-Württemberg 2014 über die Marke von 200 000 Hektar – das entspricht 268 000 Fußballfeldern. Die Rheinebene südlich und nördlich von Freiburg ist eines der größten Anbaugebiete der Kolbenfrucht. Und auf die kommt es an, egal, ob sie als Futter, Rohstoff für Stärke oder als Brennstoff für Biogasanlagen verwendet wird. Das Maisstroh der langen Pflanze wird beim Ernten normalerweise gleich gehäckselt und auf dem Acker verstreut. Irgendwann pflügt der Bauer die Blätter- und Stängelreste als natürlichen Dünger unter.

 

Doch könnte man das massenhaft anfallende leere Stroh nicht besser als Füllmenge einer Biogasanlage benutzen? Diese Frage will jetzt der südbadische interkommunale Energieversorger Badenova mit Sitz in Freiburg klären. Experten der Tochterfirma Badenova-Wärme-Plus haben in diesem Herbst begonnen, im großen Stil Maisstroh vom Feld zu holen. „Wir haben 70 Hektar beerntet“, berichtet der Projektentwickler Matthias Hügel. Das wird mit einem speziellen „Maisgebiss“ am Mähdrescher gemacht, der das Stroh als lange Schwade – eine gehäufelte Reihe – auf dem Ackerboden zurücklässt. So kann ein Ladewagen oder am besten gleich der Häcksler die Strohreste aufnehmen und in ein Erdsilo bringen, wo es vom Traktor festgefahren, zugedeckt und sechs Wochen gegärt wird.

Das Maistroh muss erst siliert werden

Damit der Milchsäuregärprozess besser abläuft, wird zuvor noch eine Schicht Hirse oder Kolbenmais hinzugefügt, dabei handelt es sich um sogenannte Zweitfrucht, die nach der Haupternte ausgebracht wurde. „Durch die Silierung wird das Stroh auf den Gärprozess in der Biogasanlage vorbereitet“, erläutert Ralf Brucker, Betriebsleiter der Badenova-Biogasanlage im Gewerbepark Breisgau südlich von Freiburg. „Ohne Silierung würde es Probleme in der Anlage geben und der Aufschluss durch die Bakterien würde nicht funktionieren.“ Biogasgärung heißt vereinfacht, dass Mikroorganismen die Biomasse – meist Mais, Gülle, Gras – aufschließen, dabei entsteht Methangas und Kohlendioxid. Das Biogas dient als Brennstoff für Blockheizkraftwerke, so kann Wärme und Strom erzeugt werden.

Und warum macht man das nicht schon lange im großen Stil? „Weil die Bergung des Maisstrohs in den üblichen Ernteablauf integriert werden muss“, sagt Matthias Hügel. Erstens haben die Landwirte oder die Lohnbetriebe nicht das geeignete „Maisgebiss“ am Mähdrescher, sondern verstreuen das Gehäckselte kleinteilig auf dem Acker. „Außerdem muss das Maisstroh zeitnah, praktisch wenige Stunden nach der Maisernte vom Boden aufgenommen werden“, betont Hügel. Läge es über längere Zeit herum, würde es feucht und faul und wäre nicht mehr zum Silieren geeignet. „Wir müssen jetzt klären, wie man die Maisstrohernte möglichst effizient und clever in den bisherigen Ernteablauf integrieren kann“, definiert Hügel die Aufgabe.

Der Nährstoffverlust auf dem Acker kann kompensiert werden

Im Prinzip geklärt ist hingegen, wie der Nährstoffverlust auf dem Acker kompensiert werden kann. „Jeder Landwirt, der Maisstroh liefert, bekommt den Nährstoff zum Düngen von uns als Gärrest zurück“, betont Brucker. Und dieser Dünger sei sauber und unbedenklich, denn die Gärmasse erreicht Temperaturen über 40 Grad Celsius, das überleben Schädlingseier oder unerwünschte Samen nicht. Die Gärmasse wird regelmäßig überprüft und ist von einer unabhängigen Kompostprüfstelle zertifiziert. Es ist auch genug vorhanden, denn in die Biogasanlage im Gewerbepark Breisgau kommt nicht nur Mais, sondern auch andere Reststoffe – der ausgepresste Traubentrester aus den Weinbergen, Spargel-, Kürbis- und andere Gemüsereste von den Feldern der Rheinebene. „Wir füttern im Jahr gut zwei- bis dreihundert Tonnen in die Anlage“, berichtet Ralf Brucker, „die Hälfte davon sind Reststoffe.“ Es handelt sich also nicht um Feldfrüchte, die der Nahrungsmittelkette entzogen werden.