Raus aus der Prostitution: Ein Projekt in Stuttgart versucht den Frauen berufliche Alternativen aufzeigen - mit begrenztem Erfolg.  

Stuttgart - Seit dem vergangenen Sommer versucht ein Projekt, Frauen den beruflichen Weg aus der Prostitution zu weisen - mit nur begrenztem Erfolg. Das liegt nach Ansicht der Verantwortlichen von "Plan P" in erster Linie am Zuschnitt des Projekts, das die Frauen in Arbeit vermitteln soll. Bis jetzt können nur Frauen eine längerfristige Beratung bekommen, die Anspruch auf Arbeitslosengeld II haben. Daniela Steinhoff, die Geschäftsführerin des Frauenunternehmens Zora, machte aber klar, dass der Bedarf weit darüber hinausgehe. "Wir haben viele osteuropäische Prostituierte, die keinen Anspruch auf Hartz IV haben, aber trotzdem eine berufliche Alternative brauchen." Sie setzt sich deshalb dafür ein, dass sich die Stadt künftig an der Finanzierung beteiligen solle. "Dann könnten auch Nichtleistungsberechtigte bei ihrem Ausstieg begleitet werden." Bis jetzt trägt das Jobcenter die Kosten.

 

Um die Vermittlung kümmert sich Rosemarie Roller, die derzeit 13 Frauen betreut, die Anspruch auf Alg II haben. Die Zahl der Prostituierten in Stuttgart liegt bei etwa 3400. Roller hilft den Frauen bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse, beim Erstellen von Unterlagen, bei der Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche und bei der Suche nach passenden Stellen. "Für viele Frauen ist das Geld der Grund, warum sie in die Prostitution gegangen sind. Inzwischen aber ist für sie gerade ihre finanzielle Lage die Motivation dafür, wieder auszusteigen", erklärte Roller den Mitgliedern des Sozial- und Gesundheitsausschusses.

Die Frauen zahlten für die Mieten in den Laufhäusern und Bordellen hundert Euro am Tag, zusätzlich würden täglich 25 Euro an Steuern fällig. Verdienen aber würden die Prostituierten nur mehr zwischen 15 und 50 Euro pro Freier. "Das sind Dumpingpreise, die auf dem Markt üblich sind", so Roller. Für die ausstiegswilligen Prostituierten sieht die Jobvermittlerin Chancen vor allem in der Gastronomie, im Einzelhandel und in der Altenpflege. Tatsächlich vermitteln konnte Roller bisher drei Frauen in Minijobs, eine beginnt bald einen Altenpflegekurs, eine weitere hatte immerhin ein Vorstellungsgespräch. Was die Vermittlung schwierig macht, sind der hohe Altersschnitt der Frauen, der bei 40 Jahren liegt, sowie sprachliche Probleme. Viele der Frauen sind Einwanderinnen.

Die Gemeinderatsfraktionen bewerten das Projekt unterschiedlich

Zusätzlich geholfen hat Rosemarie Roller 14 Frauen, die keinen Anspruch auf staatliche Unterstützung haben - mit Einverständnis des Jobcenters sind ausführliche Erstberatungen möglich, mehr allerdings nicht. Roller freilich sieht gerade bei diesen Nichtleistungsberechtigten ein hohes Vermittlungspotenzial. "Die Frauen sind deutlich jünger und sprechen meist sehr gut Deutsch", sagt die Jobvermittlerin. Die meisten von ihnen stammen aus Osteuropa, sind allerdings keine fünf Jahre durchgehend in Deutschland und haben damit weder ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht noch einen Anspruch auf Hartz IV. "Das Gesundheitsamt würde uns gerne weitere 20 Prostituierte für eine Beratung vorbeischicken, wir müssen bisher aber abwinken", berichtete Steinhoff.

Bei den Fraktionen des Gemeinderats wurde das Projekt "Plan P" unterschiedlich beurteilt. Während Jochen Stopper von den Grünen eine niederschwelligere Herangehensweise forderte und auf die schwache Vermittlungsquote hinwies, lobte Dorit Loos das Projekt, wünschte sich aber ein grundsätzliches Verbot der Prostitution. Ariane Zürn von der SPD plädierte dafür, stärker bei den Freiern anzusetzen.