Die Hauptschule muss keine Bildungssackgasse sein – erfolgreiche Unternehmer beweisen es. Wie zum Beispiel Özkan Isik.

Stuttgart - Özkan Isik hat es geschafft: Trotz Hauptschulempfehlung in seiner frühen Schulzeit hat sich der heute 36-jährige Türke zum Mitgeschäftsführer einer der großen Industriedesign-Agenturen emporgearbeitet. An den Wänden seines Büros im achten Stock mit weiten Blick über die Stuttgarter Innenstadt hängen preisgekrönte Designs aus ganz unterschiedlichen Branchen. Davor haben sich um den Konferenztisch 20 Hauptschüler einer achten Klasse der Bismarckschule aus dem Stuttgarter Westen gruppiert.

Die Hälfte der Schüler ist türkischer Abstammung, nur einer deutsch. Isik stellt sich mitten unter sie und erzählt: wie er über den zweiten Bildungsweg seine beruflichen Perspektiven erweitert hat, dass ihm die Maloche am Fließband eines Automobilherstellers in den Semesterferien überhaupt nicht glücklich gemacht hat, und wieso es wichtig ist, nach der Hauptschule nicht aufzugeben.

Isik kommt bei den Schülern an, denn er ist nicht nur begeistert von seiner Arbeit, er hat auch Produkte zum Anfassen. Besonders fasziniert die Jungen der Klasse ein Elektroroller, der von einer Unternehmenstochter entworfen wird und alsbald in einem Projekt mit dem Energieversorger EnBW auf den Straßen zu sehen sein wird. "Ist es möglich, hier ein Praktikum zu machen", fragt ein Schüler und knüpft erste Kontakte. "Klar, dann kommst du zum Vorstellungsgespräch. Da musst du eine Krawatte anziehen", sagt Isik lachend, der gerade keinen Schlips trägt.

Neben Isik kamen die Schüler am Mittwoch mit vier weiteren türkischstämmigen Unternehmern ins Gespräch. Ziel dieses Projekttags unter dem Motto "Wir schaffen es auch" war, die Hauptschüler zu ermutigen, dass auch aus ihnen etwas werden kann. "Man kann es schaffen, trotz Hauptschule und trotz Migrationshintergrund", sagt Claudia Grimaldi von der Stabsstelle Integration der Stadt Stuttgart. Die Idee zu dem Projekt kam von Isik: Früher lud er aus dem Bekanntenkreis Schüler in sein Büro ein, um ihnen die Arbeitswelt näherzubringen. Der von ihm gegründetet Turkish Business Club Stuttgart und die Stadt haben die Besuchsrunde bei Unternehmen nun vorläufig in ihr Programm "Startklar" aufgenommen.

Das im Jahr 2004 aufgelegte Programm soll die Schüler an sechs Hauptschulen für den Berufseinstieg oder den weiteren Bildungsweg fit machen. Wenn die Besuche sich bewähren, könnten sie fester Bestandteil werden, sagt Grimaldi. Ein Signal in diese Richtung gibt die Klasserlehrerin Sylvia Saupe: "Ich sehe hier einen riesigen Motivationsschub für die Schüler."