Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Das Wichtigste daran, sagte sie, sei der Perspektivwechsel: „Die Nachfrage ist die Wurzel des Übels.“ Ohne Nachfrage der Freier gebe es keine Prostitution. In den ersten zehn Jahren sei der Straßenstrich praktisch halbiert worden, so die Justizkanzlerin. Stattdessen zeigte sich ein Verdrängungseffekt: Dänemark und Norwegen verzeichneten ein dreifaches Aufkommen ihres Straßenstrichs. Das Internet habe die Zahl der Anbahnungen zwar wachsen lassen – doch in den zwei Nachbarländern würden deutlich mehr Sexanzeigen im Netz veröffentlicht. Es gebe keinen Beleg für die oft geäußerte These, dass Prostitution nun verstärkt im schwer kontrollierbaren Untergrund stattfinde, so Skarhed. Auch auf eine Zunahme des Sexkaufs in Wohnungen oder Clubs gebe es keine Hinweise. Hotels würden derlei Geschäfte der Polizei von sich aus melden. „Wir wollten die Prostitution einschränken – das haben wir erreicht“, sagte sie.

 

Auch gesellschaftlich ist ein Wandel eingetreten: Hat vor Inkrafttreten des Gesetzes eine Mehrheit die Bestrafung von Freiern abgelehnt, sind die Schweden heute eher dafür. Die Zahl der Sexkaufwilligen hat laut Umfragen abgenommen. Aus heutiger schwedischer Sicht verstoße Prostitution gegen den Grundsatz der Gleichberechtigung und sei mit den internationalen Prinzipien der Menschenrechte nicht vereinbar, sagte Skarhed. Folglich würden einige Länder wie Frankreich, Irland oder Norwegen diesem Modell schon folgen.

Lauter Prostitutionsgegner auf dem Podium

Somit waren nur Gegner der deutschen Zustände und der Schwesig-Pläne auf dem Podium versammelt: die Sozialarbeiterinnen Sabine Constabel (Stuttgart) und Julia Wege (Mannheim) sowie zwei Aussteigerinnen, die Prostitution als „serielle Vergewaltigung“ beschrieben. Zudem Manfred Paulus, ein guter Kenner der Szene. Der frühere Kriminalbeamte rügte: „Mit einer Kondompflicht kann man die organisierte Kriminalität nicht bekämpfen.“

Obwohl es ihnen angeboten worden war, wollten die Befürworter von Prostitution nicht aufs Podium – die Vertreterin eines Berufsverbandes, Johanna Weber, wähnte sich dort auf verlorenem Posten. Lieber argumentierte sie am Rande der Veranstaltung: „Wir sind nicht die Opfer der Männer, sondern wir haben sie und ihre Geilheit in der Hand“, notierte sie für die Presse.