Das Geschehen im und um den Schwanenpark zeigt zwei Gesichter des Protests, ein weitgehend kemalistisch geprägtes, das sich in den Straßendemonstrationen mit seinen vielen türkischen Fahnen zeigt und lautstark artikuliert, und ein alternatives, ruhiges, wie es im Park selbst zu sehen ist. Richten sich die Demonstrationen am Park unmittelbar gegen den Ministerpräsidenten Erdogan und die AKP-Regierung und finden darin ihren Zusammenhalt, versuchen die Protestierenden im Park selbst ihre unterschiedlichen Anliegen in Gesprächen mit Parkbesuchern transparent zu machen und auch gemeinsame Aktionen zu koordinieren. („Kemalistisch“ nennt sich jene Opposition, die auf eine strikte Trennung von Staat und Religion pocht; d. Red.)

 

So wurde beispielsweise am vergangenen Samstagabend als improvisiertes Freiluftkino ein Dokumentarfilm gezeigt, der sich in kritischer Analyse mit der aktuellen Stadtplanung in Istanbul und Ankara auseinandersetzt, während gleichzeitig, in vielleicht 30 Meter Entfernung, auf der Tunalı Hilmi Caddesi Parolen skandiert, gesungen und in besagte Trillerpfeifen und Vuvuzelas geblasen wurde.

Aus diesen anhaltenden Demonstrationen am Schwanenpark lösen sich sukzessive größere und kleinere Gruppen, um sich in Richtung Innenstadt zu bewegen, wo sie wiederum auf weitere Demonstrationsgruppen stoßen. Gemeinsam mit diesen sah man sich dann in Konfrontation mit den Sicherheitskräften der Polizei, deren Wasserwerfern und Tränengasgewehren.