Die Alb-Fils-Kliniken in öffentlicher Trägerschaft und das private Klinikum Christophsbad treiben die gleichen Sorgen wegen der mangelnden Finanzierung um. Belegschaften und Geschäftsführer laufen Sturm gegen ein neues Gesetz.

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen - Auch die Kliniken im Kreis Göppingen haben sich an dem bundesweiten Protesttag der Krankenhäuser gegen das geplante Krankenhausstrukturgesetz beteiligt. Vor dem privat geführten Klinikum Christophsbad und vor den Alb- Fils-Kliniken, die der Kreis Göppingen kontrolliert, hatten sich jeweils Vertreter der Belegschaft, der Geschäftsführung und der Gewerkschaften versammelt, um in seltener Eintracht ihrem Unmut gegenüber weiteren finanziellen Einschnitten Nachdruck zu verleihen.

 

Neue Kürzungen stehen ins Haus

„Die zentralen Probleme der Krankenhäuser wie die Finanzierung des Personals, die ambulante Notfallversorgung und Investitionen in Medizintechnik, Neubauten oder Sanierung bestehender Bauten sowie IT-Infrastruktur bleiben ohne Lösung“, erklärte der kaufmännische Leiter der Alb-Fils-Kliniken, Wolfgang Schmid. Stattdessen bringe die Reform sogar neue Kürzungen und weitere Belastungen von geschätzt zwei Millionen Euro für sein Haus mit sich. Dies stehe im direkten Gegensatz zum Kerngedanken des geplanten Gesetzes, den Patienten in den Mittelpunkt allen Handelns zu stellen.

Angespannte Finanzlage mit einem Defizit von 3,7 Millionen Euro

„Die Luft wird immer dünner“, bestätigte auch der medizinische Geschäftsführer Jörg Noetzel die angespannte Finanzlage der Klinik, die trotz steigender Patientenzahlen im vergangenen Jahr ein Defizit von 3,7 Millionen Euro erwirtschaftet hat. Über den Zeitpunkt, zu dem die Klinik das erklärte Ziel des ausgeglichenen Haushalts erreichte, mochten beide Chefs nichts sagen. Auf der Tagesordnung der Sitzung des Klinikaufsichtsrats am Mittwoch standen jedenfalls erneut Vorschläge zur Konsolidierung. Weniger im Personalbereich als vielmehr bei den Sachkosten, den Verweilzeiten der Patienten und beim Thema Delegation von Aufgaben an geringer qualifizierte Fachkräfte – etwas bei der umfangreichen Dokumentation – wird um weitere Spareffekte gerungen.

Immer mehr Patienten drängen in die Notfallaufnahme

Sorgen bereitet den Klinikmanagern auch die steigenden Fallzahlen in den unterfinanzierten Notfallaufnahmen an beiden Standorten Göppingen und Geislingen. Allein in Geislingen habe sich diese Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent erhöht. Als ein Grund dafür wird die sinkende Zahl an niedergelassenen Fachärzten ins Feld geführt.

Auch das Christophsbad muss Kosten senken

Bernhard Wehde, der Geschäftsführer im Klinikum Christophsbad, sagte, die Finanzierung der Defizite der von Kommunen getragenen Häuser durch die öffentliche Hand verschleiere, wie knapp das Geld in den Kliniken wirklich sei. Sein Haus etwa habe bereits Abteilungen wie die Gärtnerei geschlossen, um Kosten zu sparen. Gleichzeitig gebe es durch den demografischen Wandel neue Herausforderungen wie den Bedarf an akut-geriatrischer Versorgung, für die sein Haus bis zu zehn Betten schaffen wolle.