Bürger überlegen, die Geschäftsräume an der Bernsteinstraße 130 selbst zu kaufen und als Begegnungsraum zu nutzen. Damit wollen sie verhindern, dass eine religiöse Gemeinschaft den Laden erwirbt. Denn sie fürchten, dass diese eine Moschee im Wohngebiet einrichtet.

Heumaden - Die Anwohner müssen es selbst in die Hand nehmen, denn nur so haben sie eine Hand drauf, sagt Annemarie Franz. Sie lebt unweit der Bernsteinstraße 130 und ist wie einige andere Bewohner dagegen, dass in die leer stehenden Räume im Erdgeschoss des Hauses eine religiöse Gemeinschaft einzieht. Diese will das Ladengeschäft kaufen und als Versammlungsstätte – oder wie die Kritiker deutlicher sagen: Gebetsraum – nutzen. Annemarie Franz, die auch für die FDP im örtlichen Bezirksbeirat mitmischt, schlägt nun vor, dass alle Gleichdenkenden eine GmbH gründen, die Räume kaufen und selbst als Begegnungsstätte nutzen.

 

Anwohner haben eine Kita abgelehnt

Wie berichtet, will der Besitzer die Räume an der Bernsteinstraße verkaufen, da er nach Spar und Schlecker keinen langfristigen Mieter mehr gefunden hat. Seit fast einem Jahr stehen die Räume nun leer und kosten ihn mehrere tausend Euro an Nebenkosten. Vergangenes Jahr hatte ein Kita-Betreiber Interesse an dem Objekt gezeigt; der Besitzer war begeistert über diesen potenziellen Mieter, jedoch lehnten die weiteren Eigentümer eine Kindertagesstätte in ihrem Haus ab. Nun ist laut Aussage des Besitzers jene religiöse Gemeinschaft derzeit der einzige Kaufinteressent.

Annemarie Franz hat inzwischen mit ihrem Mann ein Konzept erarbeitet, einen Brief an die Nachbarn verfasst und diesen verteilt. Die Reaktionen seien eindeutig: „Die Bereitschaft mitzumachen, ist groß“, sagt die Interessenvertreterin, die sich seit vielen Jahren für die Belange der Bewohner im Quartier „Über der Straße“ einsetzt. Der Batzen Geld, den die Teilhaber der GmbH aufbringen müssten, ist kein geringer. Laut einem Exposee der Immobilie im Internet wird diese für fast 500 000 Euro angeboten. Da die Räume für einen Supermarkt ausgelegt sind, müsste man für eine Umnutzung wohl noch einmal einiges investieren. Annemarie Franz schreckt das nicht ab. Je mehr Menschen mitmachen, desto günstiger werde es für den Einzelnen. 60 bis 80 Leute würden ihrer Ansicht nach schon reichen. „Man kann immer etwas erreichen, wenn man nur nicht den Mut verliert“, sagt Franz.

Raum für Versammlungen und Feste nutzen

Konkret schwebe ihr vor, das Miteinander im Wohngebiet mit der neuen Begegnungsstätte noch weiter anzukurbeln. Das Zentrum soll ohne konfessionelle oder weltanschauliche Bindung funktionieren und für jedermann offen sein. Zudem soll es „zum Beispiel für Familienfeste, Versammlungen, Bildungs- und Unterhaltungsveranstaltungen zur Verfügung stehen“, wie das Ehepaar Franz in seinem Konzept schreibt. Mit der Vermietung könnte man zumindest so viel Gewinn erwirtschaften, wie es für die Deckung der Nebenkosten nötig sei.

All die Ideen möchte Annemarie Franz in einer Versammlung vorstellen. Und das möglichst bald, denn die Zeit dränge. Der endgültige Verkauf an die Religionsgemeinschaft stehe sonst schon bald bevor. Wenn es mit der GmbH klappe, komme der Vermieter den Eigentümern jedoch entgegen, wie er Franz gesagt habe.