Der Pornodarsteller Luka Magnotta soll 2012 in Montreal einen chinesischen Studenten getötet, zerstückelt und Leichenteile versandt haben. In Berlin wurde er festgenommen. Ende September beginnt der Prozess. Der StZ-Korrepondent Gerd Braune berichtet.

Montreal - Ende September soll die Beweisaufnahme im Strafverfahren um einem der schockierendsten Kriminalfälle der kanadischen Geschichte beginnen. Der 32-jährige Luka Rocco Magnotta ist angeklagt, Ende Mai 2012 einen chinesischen Studenten getötet und zerstückelt und Leichenteile unter anderem an Kanadas Premierminister geschickt zu haben. Nach internationaler Fahndung wurde er in Berlin festgenommen.   In den vergangenen zwei Wochen waren vor dem Oberen Gerichtshof der Provinz Quebec die Geschworenen gewählt worden. Anklage und Verteidigung rechnen mit einem sechs bis acht Wochen dauernden Prozess.  

 

Am Morgen des 29. Mai 2012 war der Zentrale der Konservativen Partei von Premierminister Stephen Harper in Ottawa ein Paket zugestellt worden, aus dem Verwesungsgeruch aufstieg. Die Ermittlungen ergaben, dass es einen menschlichen Fuß enthielt. Wenige Stunden später wurde im Hauptpostamt Ottawa ein an die Liberale Partei gerichtetes Paket mit einer menschlichen Hand entdeckt. In Montreal wurde am gleichen Tag der Torso eines Menschen in einem Koffer unter Müllsäcken gefunden. Mehr als eine Woche später gingen bei zwei Schulen in Vancouver Pakete mit der Hand und dem Fuß eines Menschen ein.   Der Koffer hatte mehrere Tage unter den Müllsäcken an der Straße gelegen.

Die Tat soll auf einem Video dokumentiert sein

Der Verdacht richtete sich bald gegen Luka Rocco Magnotta aus Scarborough bei Toronto, der seinen eigentlichen Namen Eric Clinton Kirk Newmann vor einigen Jahren aufgegeben haben soll und sich selbst als Modell und Pornodarsteller bezeichnete. Als Opfer wurde der 33 Jahre alte Student Jun Lin aus Wuhan in China identifiziert, der an der Concordia-Universität von Montreal Computer-Ingenieurwesen studierte.

Im Internet tauchte ein Video auf, das die Tötung Jun Lins zeigen soll. Luka Magnotta soll ihn am 24. oder 25. Mai 2012 erstochen oder mit einem Pickel erschlagen und zerstückelt haben.   Als Jun Lins Leiche gefunden wurde, hatte der Verdächtigte Kanada bereits verlassen. Seine Spur führte zunächst nach Paris. Die Nachricht von der Festnahme Magnottas kam am Nachmittag des 4. Juni 2012 aus Berlin. In einem Internetcafé hatte ein Angestellter Magnotta erkannt und die Polizei alarmiert. Magnotta hatte am Computer Berichte über sich selbst gelesen. Er ließ sich widerstandslos festnehmen. Zwei Wochen später wurde er an Kanada ausgeliefert. Da Kanada im Gegensatz zu den USA die Todesstrafe abgeschafft hat, gestaltete sich die Auslieferung einfach.