Am Dienstag beginnt am Landgericht in Stuttgart der Prozess gegen eine 41 Jahre alten Frau aus Köngen, die vorigen Herbst ihre beiden sieben und zehn Jahre alten Töchter erstochen haben soll. Der Auslöser für die Gewalttat könnte ihm privaten Bereich liegen.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart/Köngen - Eine 41 Jahre alte Frau aus Köngen (Kreis Esslingen) muss sich von Dienstag an am Landgericht wegen Doppelmords verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft der Mutter vor, vorigen Herbst ihre beiden 7 und 10 Jahre alten Töchter heimtückisch getötet zu haben.

 

Der Fall hatte Anfang November nicht nur in der Region Stuttgart große Betroffenheit ausgelöst. Die verwirrt und aufgelöst wirkende Mutter der beiden Kinder war am 2. November nachmittags von einer Nachbarin im Freien in unmittelbarer Nähe der Wohnung der 41-Jährigen angetroffen worden. Dabei blutete sie offenbar selbst stark an einem Arm. Nur wenige Minuten später traf die Polizei ein – die mutmaßliche Täterin hatte die Ordnungshüter bereits selbst alarmiert. Die ebenfalls zwischenzeitlich verständigten Rettungskräfte konnten indes nur noch den Tod der beiden Kinder feststellen.Bei einer späteren Obduktion kam ans Licht, dass die Mädchen erstochen worden waren. Ein Messer – die mutmaßliche Tatwaffe – wurde sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Frau ihre beiden Kinder in der Nacht zuvor getötet hatte, bereits einige Stunden bevor sie der Nachbarin in die Arme gelaufen ist.

Auslöser für die Tat liegt wohl im privaten Bereich

Der Auslöser für die Tat liegt offenbar im privaten Bereich. Zwar konnte die 41-Jährige zunächst wegen ihres psychischen Zustands nicht vernommen werden. Später sagte die Frau aber beim Haftprüfungstermin dem Richter, dass sie private Probleme gehabt habe. Angeblich habe sich ihr 51 Jahre alter Ehemann, der auch der Vater der Kinder ist, von der Frau trennen wollen. Der Mann war zur Tatzeit verreist. Zudem soll die Frau bei dem Haftrichter eingeräumt haben, auf ihre Töchter – die einzigen Kinder des Paares – eingestochen zu haben. Danach habe sie versucht, Suizid zu begehen.Anzeichen für massive Probleme innerhalb der Familie und eine damit bevorstehende Eskalation waren offenbar nicht ins Umfeld gelangt. Das zuständige Jugendamt in Esslingen war nicht eingeschaltet. Dort war die Familie nicht bekannt.

Vor der Tat keine Anzeichen für eine drohende Eskalation

Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft geht in ihrer Anklage davon aus, dass die 41-Jährige schuldfähig ist. In dem Prozess, für den bis Mitte Juni sieben Verhandlungstage bestimmt worden sind, soll aber ein renommierter psychiatrischer Sachverständiger sein Gutachten über die Frau vorstellen. Zudem sind mehr als ein Dutzend Zeugen geladen. Der Vater der beiden getöteten Kinder tritt in dem Prozess als Nebenkläger aus. Der Mann war nach der Tat von der Polizei über den Tod seiner Kinder informiert worden und musste längere Zeit psychologisch betreut werden. Auch in Köngen selbst löste der Fall tiefe Bestürzung aus. In den beiden Schulen, in die die beiden Mädchen gegangen waren, wurden Kondolenzbücher ausgelegt und Trauerräume eingerichtet.