Noch längst nicht zu den Akten gelegt: Wegen des Winterbacher Brandanschlags müssen sich zwölf Verdächtige vor dem Landgericht in Stuttgart verantworten.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winterbach - In den vergangenen Tagen hat die Ermittlungsgruppe Gartenhütte der Polizei in Waiblingen sechs weitere Verdächtige dem Haftrichter vorgeführt, die an dem Anschlag beteiligt gewesen sein sollen, der im April 2011 auf eine Gruppe junger Männer in Winterbach verübt worden war. In der Nacht auf den 11. April hatte eine Gruppe Rechtsradikaler, die auf einem Gartengrundstück am Rand von Winterbach gefeiert hatte, neun junge Männer türkischer und italienischer Herkunft angegriffen und eine Gartenhütte in Brand gesteckt, in welche sich einige der Attackierten geflüchtet hatten.Im März dieses Jahres sind zwei junge Männer vom Landgericht Stuttgart deshalb zu jeweils zwei Jahren und fünf Monaten Haft wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden. Die Hütte hätten sie nicht in Brand gesetzt, beteuerten die zwei jungen Neonazis. Während des Prozesses wurde klar, dass ein großer Teil der Zeugen die Unwahrheit sagte. Der Vorsitzende Richter sprach von einer „Verhöhnung des Gerichts“ und von Meineiden. „Manche Leute decke ich, manche nicht“, hatte eine 24-jährige Zeugin unverhohlen gesagt. Sie und drei andere Zeugen wurden bereits während des Prozesses wegen des Verdachts der Strafvereitelung verhaftet.

 

„Hinreichender Tatverdacht“

Seit Anfang Juni hat die Polizei nun sechs weitere Personen festgenommen, drei aus dem Großraum Stuttgart und drei aus dem Saarland. Diese wurden dem Haftrichter vorgeführt, der gegen alle Haftbefehl erließ. Wie die Polizei in Waiblingen gestern mitteilte, ist aktuell beim Landgericht Stuttgart gegen elf Männer und eine Frau Anklage erhoben worden. Ihnen wird zum Teil gefährliche Körperverletzung, zum Teil Anstiftung und in einem Fall der Versuch der gefährlichen Körperverletzung vorgeworfen. In einem Fall lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft Stuttgart auf Strafvereitelung. „Die Polizeidirektion Waiblingen hatte der Aufklärung dieser feigen Tat von Anfang an höchste Priorität beigemessen“, sagte deren Leiter Ralf Michelfelder. Alle rechtlich möglichen Ermittlungsmaßnahmen seien zum Einsatz gebracht worden. „Hieraus ergab sich ein hinreichender Tatverdacht gegen die jetzt in U-Haft befindlichen Beschuldigten.“Insgesamt seien 300 Personen vernommen worden, 46 Wohnungen von Tatverdächtigen durchsucht und dabei 731 Asservate sichergestellt worden, die in umfangreichen kriminaltechnischen Untersuchungen ausgewertet wurden. In den vergangenen Monaten ermittelten 30 Polizisten zusammen mit der Staatsanwaltschaft Stuttgart in mehr als 8000 Arbeitsstunden. Dabei seien 2500 Überstunden angefallen, auch an Sonn- und Feiertagen.

„Menschverachtende Tat“

„Der Fall ist bei uns noch längst nicht zu den Akten gelegt“, betonte Michelfelder gestern. Es werde nichts unversucht gelassen, „diese menschenverachtende Tat in allen Facetten aufzuklären“.