Seit Monaten steht ein Ditzinger vor Gericht, der unter anderem wegen Betrug, Geldwäsche und Erpressung angeklagt ist. Nun untersuchten die Richter den Drogenkonsum des Mannes.

Ditzingen - Dafür, dass die beiden Männer früher offenbar eine enge Geschäftsbeziehung unterhalten haben, fällt die Begrüßung vor dem Stuttgarter Landgericht erstaunlich emotionslos aus: kein Gruß, kein Blick, keine Regung. Vielleicht liegt das daran, was der 52-jähriger Zeuge über den 38-jährigen Angeklagten aus Ditzinger zu erzählen hat, der seit Monaten unter anderem wegen des Vorwurfs des Betrugs und der Geldwäsche vor der 17. Großen Strafkammer steht.

 

Immer, wenn er den 38-Jährigen in dessen Geschäftsräumen in Ditzingen besuchte, habe dieser Kokain konsumiert, sagte der Zeuge in der Verhandlung am Freitag. Teilweise habe der Angeklagte innerhalb einer Stunde zwei oder drei Mal zu einem Plastikröhrchen gegriffen, um sich das weiße Pulver in die Nase zu ziehen. Irgendwann habe er daher zu ihm gesagt, ob das nicht zu viel sei.

Der 52-Jährige, der zusammen mit seiner Frau in Asperg ein Bistro betreibt, gab an, im Büro des Unternehmers eine größere Menge des weißen Pulvers gesehen zu haben – einen „ganzen Bollen“, wie es sagte, eingewickelt in Papier. Der Angeklagte habe ihn zudem immer wieder gefragt, ob er nicht „Stoff“ beschaffen könne, er selbst habe nur diesen „Schrott“, der ihm Kopfschmerzen bereite.

Der Prozess könnte längern dauern als geplant

So klar der Zeuge sich über die Häufigkeit des Konsums äußerte, so unklar blieb eine andere, ganz entscheidende Frage: Woher der Asperger wusste, dass es sich bei dem Pulver tatsächlich um Koks handelte. Er sei einfach davon ausgegangen, sagte der Gastronom. Gleichwohl musste er einräumen, dass man sich nie konkret über Kokain unterhalten habe. „Es ging eher um Stoff.“

Für die Kammer ist diese Frage allerdings von besonderer Bedeutung. Denn unlängst hatte der Angeklagte zwar zugegeben, in den vergangenen Jahren rund 20-mal Kokain konsumiert zu haben – stets jedoch nur wenige Gramm. Auch habe er nie größere Mengen besessen. Vielmehr hatte der Ditzinger angegeben, der Asperger habe ihm die Drogen beschafft.

Die größeren Mengen Pulver, die Zeugen in seinem Büro gesehen haben wollen, seien Koffeinpulver gewesen, das er ganz legal im Internet bestellt habe.

Während der Verhandlung am Freitag zeichnete sich ab, dass der Prozess, der im April begonnen hat, deutlich länger andauern könnte als ohnehin schon geplant. Die Vorsitzende Richterin Jasmin Neher-Klein und ihre Kammer sind in einem anderen Verfahren deutlich länger gebunden, als bislang angenommen. Da dieses nicht so schnell beendet werden kann wie geplant, stünden in dem Prozess gegen den Ditzinger alle weiteren Termine „zur Disposition“, erklärte die Vorsitzende.

Bislang hatten die Richter vor, Ende des Jahres ihr Urteil zu sprechen.