Ein 30 Jahre alter Mann, der vorigen Sommer in Bad Cannstatt mit vorgehaltenem Messer eine Autofahrerin zu einer Irrfahrt gezwungen hat, ist am Landgericht zu mehr als sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden. Seine Freundin, die ihn dabei begleitet, erhielt eine Bewährungsstrafe. Das Pärchen ist schwer drogenabhängig.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Eine halbe Stunde hat eine junge Autofahrerin vorigen Herbst in Bad Cannstatt Todesängste ausgestanden. Mit einem vorgehaltenen Messer, das eine 25 Zentimeter lange Klinge hatte, dirigierte ein Mann die 26-Jährige mit ihrem Auto durch den Stadtteil. Auf der Rückbank saß die Freundin des Mannes, die teilnahmslos wirkte. Er habe schon zwei Menschen umgebracht und sei auf dem Weg, einen weiteren umzubringen, herrschte der Fremde die Autofahrerin an. In ihrer Panik war sie kaum in der Lage, ihren Wagen durch den Feierabendverkehr zu lenken. Fast ständig soff der Motor ab. Doch in Untertürkheim fand das Martyrium ein Ende. Die Fahrerin sprang bei einem erneuten Halt aus dem Auto und rannte davon. Das Pärchen übernahm das Auto. Der Mann fuhr zurück nach Bad Cannstatt. Am nächsten Tag konnte die Polizei den 30-Jährigen und seine 27-Jahre alte Freundin fassen. Am Landgericht ist das Pärchen nun verurteilt worden. Der 30-Jährige muss wegen räuberischen Angriffs auf Kraftfahrer für sieben Jahre und vier Monate hinter Gitter. Seine Partnerin erhielt als Mitläuferin eine Haftstrafe von zwei Jahren zur Bewährung.

 

Die Frau war nicht das einzige Opfer

Der Mann und die Frau hatten am 22. September nicht nur die Autofahrerin in ihrer Gewalt gehabt. Wie sich nach der Festnahme bei den Ermittlungen rasch herausstellte, hatte der 30-Jährige in Bad Cannstatt nur kurz zuvor die Beifahrertür eines anderen Autos aufgerissen, den Fahrer mit seinem Messer bedroht und aufgefordert, auszusteigen. Der Fahrer wehrte sich, schrie und hupte. Das Pärchen flüchtete – ehe die Polizei eintraf, wählten die zwei die 26 Jahre alte Autofahrerin auf der selben Straße als nächstes Opfer aus.

Der Mann und die Frau haben die Vorwürfe in dem Prozess eingeräumt. Der 30-Jährige erklärte, sie hätten an dem Tag eigentlich in die Schweiz fahren wollen. Das Paar wollte in Stuttgart alle Brücken hinter sich abreißen und sich in der Schweiz ein neues Leben aufbauen. Der Mann ist Fliesenleger und hatte früher schon längere Zeit in der Schweiz gelebt. Er habe keinen Führerschein und kein Geld gehabt, so der 30-Jährige. Schließlich habe er vorgeschlagen, einen Autofahrer zu zwingen, sie ins Nachbarland zu bringen.

Die beiden Täter sind schwer drogenabhängig

Sowohl der Mann als auch die Frau sind schwer drogenabhängig. Offenbar glich die Tour mit der Autofahrerin daher auch einer Irrfahrt. Denn der 30-Jährige redete lauter wirres Zeug, was die Autofahrerin noch mehr in Panik versetzte. Sie leidet bis heute psychisch schwer an den Folgen der Tat.

Der nun verurteilte Mann ist einschlägig vorbestraft. Vor wenigen Jahren hatte er in Österreich schon einmal einen Autofahrer zu einer Fahrt zwingen wollen. Er konnte aber gefasst werden. Später wurde er zu einer knapp zweijährigen Haftstrafe verurteilt. In dem Fall von Stuttgart muss er nach einem Jahr Gefängnis in eine Entziehungsanstalt, um von den Drogen wegzukommen. Auch seine Freundin muss eine Therapie beginnen.