Ein 41-Jähriger soll die Söhne seiner Ex-Freundin auf das Übelste misshandelt und gequält haben. Er bestreitet die Vorwürfe vor dem Heilbronner Amtsgericht.

Vaihingen/Enz - Was ist das für ein Mann? Ist er überhaupt fähig zu den Grausamkeiten, die ihm vorgeworfen werden? Und wenn ja: Ist er schuldfähig? Diese Fragen standen bei der Verhandlung vor dem Heilbronner Amtsgericht am Freitag im Raum. Angeklagt ist ein 41-jähriger Remsecker, der die Söhne seiner Vaihinger Ex-Freundin auf das Übelste misshandelt haben soll. Die Mutter der Kinder sitzt ebenfalls auf der Anklagebank, weil sie ihren Sohn trotz erheblicher Verletzungen stundenlang nicht ärztlich behandeln ließ.

 

Keine Hinweise auf verminderte Schuldfähigkeit

Der psychiatrische Gutachter des Angeklagten konnte jedenfalls keine Hinweise auf eine verminderte Schuldfähigkeit des Mannes entdecken. Er habe aus seiner Sicht weder eine Persönlichkeitsstörung noch deute etwas darauf hin, dass er von Suchtmitteln abhängig sei. Allerdings war der mutmaßliche Täter bereits mehrfach in psychiatrischer Behandlung, vor allem wegen mehrerer Suizidversuche und wiederholter depressiver Phasen. Der Gutachter attestierte dem Angeklagten zudem eine narzisstische Persönlichkeitsstruktur, die sich unter anderem durch ein übersteigertes Geltungsbedürfnis und leichte Kränkbarkeit auszeichnet. Auffällig waren jedoch widersprüchliche Angaben des 41-Jährigen. So hatte dieser laut der Krankenakten in einigen psychiatrischen Kliniken schreckliche Kriegserlebnisse bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr als Erklärung für seine angeschlagene Psyche geltend gemacht. Daraufhin wurde ihm mehrfach eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert. Inzwischen ist klar, dass der Angeklagte von der Bundeswehr, der er zwei Jahre lang diente, nie zu einem Auslandseinsatz geschickt worden war.

Auch seiner Ex-Freundin und Bekannten hatte der Arbeitslose die Bundeswehrstory erzählt und behauptet, er arbeite nun für die Nato, habe den Job aber vorübergehend aufgegeben, um sich um seine Partnerin und die Kinder zu kümmern. „Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe“, erklärte er zum Prozessauftakt vor Gericht. Vielleicht, weil sein Lebenslauf der „eines Losers“ sei oder um seine psychische Labilität erklären zu können.

Angeklagter berichtet von seiner traumatischen Kindheit

Letztere, das deutete er an, könnte aber auch mit eigenen traumatischen Kindheitserlebnissen zusammenhängen. Er sei im Alter von drei Jahren zusammen mit einer Schwester zur Adoption freigegeben worden und habe nie ein gutes Verhältnis zu seinen Adoptiveltern gehabt. Diese hätten ihn schlecht behandelt und regelmäßig geschlagen. Auch von Knochenbrüchen und einer Attacke mit der Schere berichtete der Angeklagte. Mit den Verletzungen der Kinder seiner Ex-Freundin aber habe er nichts zu tun, betonte der 41-Jährige vor Gericht. Laut Anklage soll er unter anderem mit einer Druckluftwaffe auf den damals Fünfjährigen geschossen haben und dessen vierjährigen Bruder derart roh misshandelt, genötigt und perfide gequält haben, dass der Kleine fast gestorben wäre. Zudem soll er ihn mehrfach nackt ausgezogen und an den Genitalien verletzt haben.

Die Therapeutin des Opfers sagte gestern aus, der Junge habe lediglich gesagt, dass der „letzte Papa“ ihm weh getan habe und er keinen Papa mehr wolle. Das Verfahren wird am 22. Mai fortgesetzt.