Das ist überhaupt nicht lustig: In Frankreich verbreiten Kriminelle in Kostümen Angst und Schrecken. Polizei und Justiz greifen durch, in einigen Städten formieren sich sogar Bürgerwehren.

Paris - Von wegen kinderlieb und lustig. Diese Clowns sind anders. Böse und brutal geben sie sich. Und es werden immer mehr. Sie versetzen Frankreich in Angst und Schrecken. Sie posten Bilder und Videos ihrer Gruselauftritte auf Facebook, was Nachahmer auf den Plan ruft, die ihrerseits mit grimmiger Miene zu Perücke und Schminke greifen. Aus Sicht der konservativen Tageszeitung „Le Figaro“ hat sich die Angst vor den zombieähnlichen Clowns bereits zur Psychose ausgeweitet.

 

Und sie sehen ja auch schreckenerregend aus. Auf kalkweißen Gesichtszügen schillern schwarze Schlieren. Wenn sich der Mund zu einem Grinsen verzieht, blitzen blutverschmierte Zähne auf. Selbst die rote Gumminase wirkt bedrohlich. Und dann schwingen die vermeintlichen Spaßmacher auch noch Baseballschläger, Beil oder Eisenstange. Vor allem: es bleibt nicht immer bei der Drohgebärde. Vereinzelt schreiten die „mauvais clowns“, böse Clowns, genannten Kostümträger auch zur Tat. So hat ein Jugendlicher in der Kleinstadt Périgueux ein Plastikmesser gezogen und Passanten in die Flucht gejagt. Er sei nicht verletzt worden, habe aber höllische Angst ausgestanden, gab ein Verfolgter bei der Polizei zu Protokoll. In Montpellier hat ein Gumminasenträger einen 35-Jährigen mit einer Eisenstange angegriffen, während Gesinnungsgenossen dort Autos demoliert haben sollen.

Eisenstangen, Messer, Kettensägen

Aus dem Norden des Landes wurden ebenfalls Handgreiflichkeiten gemeldet. Mehrere von Clowns behelligte Bürger haben dort Strafanzeige erstattet. Was einen jungen Mann in Clownklamotten nicht daran gehindert hat, in Anlehnung an den Horrorklassiker „Das Texas-Massaker mit der Kettensäge“ vor einer nordfranzösischen Schule eines der zu traurigem Ruhm gelangten Arbeitsgeräte auszupacken und Panik zu verbreiten.

Nicht nur die Opfer, auch die Polizei und Justiz finden das alles überhaupt nicht lustig. In dem Wissen, dass sich das Unheil über die sozialen Netzwerke ausbreitet, hat sich die Polizei dort ebenfalls zu Wort gemeldet. Die Ordnungshüter beklagen „individuelle Entgleisungen“, erinnern daran, dass „das Tragen einer Waffe in der Öffentlichkeit ein Delikt ist, auf das Gefängnis steht“, und rufen von Clowns belästigte Bürger auf, „unverzüglich die Notrufnummer 17 oder 112“ zu wählen. Gerichte haben exemplarische Strafen verhängt. So ist der Angreifer von Montpellier zu zehn Monaten Haft verurteilt worden, ein anderer Mann, der im nordfranzösischen Douvrin Kinder erschreckt hat, bekam sechs Monate auf Bewährung.

Vorbilder gibt es auch in der Kunst

Es sind nicht nur die sich im Internet großen „Gefällt mir“-Zuspruchs und hoher Besucherzahlen erfreuenden Bilder clownesker Gruseltaten, die zur Nachahmung herausfordern. Auch in der Kunst finden sich böse Clowns. So hat ein kalifornisches Künstlerpaar mit Fotos Furore gemacht, die in den Straßen der Kleinstadt Wasco abgelichtete Horrorclowns zeigen. Die von bösartigen Clowns handelnde vierte Staffel der Fernsehserie „American Horror Story“ hat ebenfalls Anschauungsmaterial beigesteuert. Nicht zu vergessen Stephen Kings 1986 erschienener Gruselroman „Es“, in dem das Böse sich im Clownkostüm arglosen Kindern nähert.

So entschlossen der französische Staat indes auch dagegenhält, die Bürger greifen zur Selbsthilfe. Anti-Clown-Brigaden haben sich gebildet. Während die Gruselclowns meist mit Attrappen Angst verbreiten, wehrt sich der Gegner mit authentischem Gerät. Im elsässischen Mülhausen hat die Polizei Bewaffnete festgenommen, die nach eigenem Bekunden „Jagd auf Clowns“ machen wollten. In Fréjus, Bordeaux und Sarrebourg sollen mit Baseballschlägern, Messern und Eisenstangen gewappnete Bürgermilizen ihr Unwesen treiben. Auf dem Parkplatz des Gymnasiums von Agde hat die Polizei vier Schüler festgenommen, die sich für die Jagd auf den kostümierten Feind sogar Pistolen beschafft haben sollen. Die Stadt Lille hat die Konsequenzen gezogen. Aus Angst vor Zusammenstößen hat sie den „Zombie Walk“ abgesagt, bei dem sich am 1. November Horrorfilm-Liebhaber einzufinden pflegen.

Ist nach Halloween alles vorbei?

Womit wohl nur die Hoffnung bleibt, dass sich Clowns und Anti-Clowns an den Kalender halten, der Spuk nach Halloween ein Ende hat und am Samstag in Frankreich wieder Frieden einkehrt.