Die Überreste der bekannten Przewalski-Pferde helfen da auch nicht weiter. Zwar galten diese Tiere bisher als einzige Wildpferde, die bis heute überlebt haben. Und sie kamen auch in Kasachstan vor. Nur haben die neuen Untersuchungen gezeigt, dass sie nicht die Vorfahren, sondern die direkten Nachkommen der Botai-Pferde sind. Immer mal wieder müssen ein paar Hengste und Stuten aus den Pferchen der Botai-Kultur entkommen sein. Und die kamen in freier Wildbahn offenbar gut genug zurecht, um die Linie der Przewalski-Pferde zu begründen. „Das sind also gar keine Wildpferde, sondern verwilderte Hauspferde“, resümiert Michael Hofreiter. Der Titel „letztes Wildpferd der Erde“ geht damit vom Przewalski-Pferd auf den Tarpan über, der im Laufe des 19. Jahrhunderts ausgerottet wurde. Eine faustdicke Überraschung.

 

Zumal die Przewalski-Pferde äußerlich an typische Wildpferde erinnern. Offenbar haben sie nach ihrer Rückkehr in die Freiheit einen Teil ihres Botai-Erbes wieder abgelegt. Sie wurden etwa deutlich zierlicher als ihre in menschlicher Obhut gehaltenen Ahnen – vermutlich, weil ein freies Leben in der Steppe mehr Schnelligkeit und Wendigkeit erforderte. Auch ein auffällig gepunktetes Fell, die sogenannte Tigerscheckung, war in freier Wildbahn nicht mehr gefragt. Zumal Tiere, die dieses Merkmal von beiden Elternteilen erben, nachtblind und entsprechend gehandicapt sind.

„Ein paar hundert dürften genügt haben“

Das heißt allerdings nicht, dass die Przewalski-Pferde früherer Zeiten alle das heute typische sandfarbene Fell gehabt hätten. Es gab zum Beispiel auch rotbraune Exemplare. Und auch sonst haben die Forscher im Erbgut dieser Linie eine durchaus ansehnliche genetische Vielfalt gefunden. Es können also nicht nur ganz wenige vierbeinige Flüchtlinge gewesen sein, die aus den Pferchen entkamen. „Ein paar hundert dürften aber genügt haben, um fast den gesamten Genpool ihrer Vorfahren mitzunehmen“, schätzt Michael Hofreiter. Als die Przewalski-Pferde im 20. Jahrhundert in freier Wildbahn ausgerottet wurden und nur in Zoos überlebten, war es mit der genetischen Vielfalt allerdings vorbei. Das Zuchtprogramm, dem alle heutigen Tiere ihr Leben verdanken, geht auf gerade einmal 13 Hengste und Stuten zurück.

Heutzutage ist damit nur noch ein kleiner Teil des genetischen Erbes der Botai-Pferde lebendig. Und darin besteht die zweite große Überraschung der neuen Studie. Denn bisher hatte man die domestizierten Tiere aus Kasachstan auch als Ahnen der modernen Hauspferde in Verdacht. Doch darauf fand sich kein Hinweis. Egal, ob die Forscher das Erbgut von Pferden aus der Bronzezeit, aus dem alten Rom oder aus heutigen Ställen untersuchten: Nirgends fanden sie nennenswerte Gemeinsamkeiten mit den Botai-Pferden. „Alle untersuchten Hauspferde, die jünger als 4000 Jahre sind, haben mit dieser Linie so gut wie nichts mehr zu tun“, sagt Hofreiter.

Dafür kann es nach Ansicht der Forscher zwei Erklärungen geben. Vielleicht haben ja die Besitzer von Botai-Pferden so lange immer wieder Wildpferde in ihre Herden eingekreuzt, bis von dem kasachischen Erbe nichts mehr übrig war. Einen solchen Prozess kennen Experten von den europäischen Hausschweinen. Deren Ahnen wurden ursprünglich aus dem Nahen Osten importiert und dann so lange mit Wildschweinen gekreuzt, bis in den Dörfern ganz neue Rassen von Borstenvieh grunzten. Hofreiter hält es allerdings für wahrscheinlicher, dass es neben Botai noch eine zweite Region gab, in der Menschen schon früh Wildpferde domestiziert haben. Aus den Pferchen dieser Region könnten dann die Ahnen der späteren Hauspferde gekommen sein.

So kamen die Przewalski-Pferde in die Wildnis

Die Überreste der bekannten Przewalski-Pferde helfen da auch nicht weiter. Zwar galten diese Tiere bisher als einzige Wildpferde, die bis heute überlebt haben. Und sie kamen auch in Kasachstan vor. Nur haben die neuen Untersuchungen gezeigt, dass sie nicht die Vorfahren, sondern die direkten Nachkommen der Botai-Pferde sind. Immer mal wieder müssen ein paar Hengste und Stuten aus den Pferchen der Botai-Kultur entkommen sein. Und die kamen in freier Wildbahn offenbar gut genug zurecht, um die Linie der Przewalski-Pferde zu begründen. „Das sind also gar keine Wildpferde, sondern verwilderte Hauspferde“, resümiert Michael Hofreiter. Der Titel „letztes Wildpferd der Erde“ geht damit vom Przewalski-Pferd auf den Tarpan über, der im Laufe des 19. Jahrhunderts ausgerottet wurde. Eine faustdicke Überraschung.

Zumal die Przewalski-Pferde äußerlich an typische Wildpferde erinnern. Offenbar haben sie nach ihrer Rückkehr in die Freiheit einen Teil ihres Botai-Erbes wieder abgelegt. Sie wurden etwa deutlich zierlicher als ihre in menschlicher Obhut gehaltenen Ahnen – vermutlich, weil ein freies Leben in der Steppe mehr Schnelligkeit und Wendigkeit erforderte. Auch ein auffällig gepunktetes Fell, die sogenannte Tigerscheckung, war in freier Wildbahn nicht mehr gefragt. Zumal Tiere, die dieses Merkmal von beiden Elternteilen erben, nachtblind und entsprechend gehandicapt sind.

„Ein paar hundert dürften genügt haben“

Das heißt allerdings nicht, dass die Przewalski-Pferde früherer Zeiten alle das heute typische sandfarbene Fell gehabt hätten. Es gab zum Beispiel auch rotbraune Exemplare. Und auch sonst haben die Forscher im Erbgut dieser Linie eine durchaus ansehnliche genetische Vielfalt gefunden. Es können also nicht nur ganz wenige vierbeinige Flüchtlinge gewesen sein, die aus den Pferchen entkamen. „Ein paar hundert dürften aber genügt haben, um fast den gesamten Genpool ihrer Vorfahren mitzunehmen“, schätzt Michael Hofreiter. Als die Przewalski-Pferde im 20. Jahrhundert in freier Wildbahn ausgerottet wurden und nur in Zoos überlebten, war es mit der genetischen Vielfalt allerdings vorbei. Das Zuchtprogramm, dem alle heutigen Tiere ihr Leben verdanken, geht auf gerade einmal 13 Hengste und Stuten zurück.

Heutzutage ist damit nur noch ein kleiner Teil des genetischen Erbes der Botai-Pferde lebendig. Und darin besteht die zweite große Überraschung der neuen Studie. Denn bisher hatte man die domestizierten Tiere aus Kasachstan auch als Ahnen der modernen Hauspferde in Verdacht. Doch darauf fand sich kein Hinweis. Egal, ob die Forscher das Erbgut von Pferden aus der Bronzezeit, aus dem alten Rom oder aus heutigen Ställen untersuchten: Nirgends fanden sie nennenswerte Gemeinsamkeiten mit den Botai-Pferden. „Alle untersuchten Hauspferde, die jünger als 4000 Jahre sind, haben mit dieser Linie so gut wie nichts mehr zu tun“, sagt Hofreiter.

Dafür kann es nach Ansicht der Forscher zwei Erklärungen geben. Vielleicht haben ja die Besitzer von Botai-Pferden so lange immer wieder Wildpferde in ihre Herden eingekreuzt, bis von dem kasachischen Erbe nichts mehr übrig war. Einen solchen Prozess kennen Experten von den europäischen Hausschweinen. Deren Ahnen wurden ursprünglich aus dem Nahen Osten importiert und dann so lange mit Wildschweinen gekreuzt, bis in den Dörfern ganz neue Rassen von Borstenvieh grunzten. Hofreiter hält es allerdings für wahrscheinlicher, dass es neben Botai noch eine zweite Region gab, in der Menschen schon früh Wildpferde domestiziert haben. Aus den Pferchen dieser Region könnten dann die Ahnen der späteren Hauspferde gekommen sein.

Welche Pferde sind noch wild?

Wildpferd: Equus ferus trabte während der Eiszeiten durch riesige Gebiete in den Steppen und Grasländern Eurasiens. Es gibt zwar noch eine Reihe Pferde, die umgangssprachlich als „Wildpferde“ bezeichnet werden, zum Beispiel die Mustangs in Nordamerika. Dabei handelt es sich aber um verwilderte Hauspferde.

Przewalski-Pferd: Equus ferus przewalskii hat seinen Status als echtes Wildpferd verloren. Ursprünglich kamen die Tiere in der gesamten eurasischen Steppe vor. Die letzten wild lebenden Przewalski-Pferde wurden 1969 in der Mongolei gesehen. Ein Zuchtprogramm hat es ermöglicht, dort wieder Tiere anzusiedeln.

Tarpan: Equus ferus ferus ist wohl das letzte echte Wildpferd gewesen. Sein Verbreitungsgebiet erstreckte sich westlich des Urals bis nach Westeuropa. Die Tiere wurden intensiv gejagt, ihr Lebensraum musste Äckern und Siedlungen weichen. Der letzte Tarpan in freier Wildbahn wurde 1879 getötet.