Mit den Flüchtlingen kommen viele Muslime zu uns, darunter viele junge Männer. Sehen Sie da ein Risiko?
Nein, ich sehe eine nationale Aufgabe. Die Menschen kommen nicht, um diese Gesellschaft zu unterwandern, sie sind nicht radikalisiert und auffällig. Aber wenn wir es nicht schaffen, dass diese Menschen die Werte dieser Gesellschaft verstehen und sich dahinter versammeln, wenn wir es nicht schaffen, ihnen Perspektiven für ein Leben hier zu bieten, dann wird Religiosität irgendwann eine große Rolle spielen. Im Moment gibt es für diese Aufgabe leider nicht mal Konzepte.
Junge Muslime in Deutschland sind oft Jugendliche der dritten Generation – wie kann es sein, dass sie nicht das Gefühl haben, in dieser Gesellschaft ankommen zu können?
Oft ist es so, dass sie aus Elternhäusern kommen, für die es sehr wichtig war, dass sie eben nicht zu dieser Gesellschaft gehören, dass sie Türken, Araber, Muslime sind. Die Kinder wurden zu eindimensionalen Identitäten erzogen. Dazu kommt dann eine gescheiterte Integrationspolitik. Die Jugendlichen sind zerrissen, zu Hause werden sie als Deutsche wahrgenommen, auf der Straße als Türken oder Araber. Das macht sie empfänglich für fundamentalistische Religion. Die dritte Generation trägt Werte in sich, die teilweise nicht demokratisch sind.