Überdies hält es Wolfgang Schuster für möglich, dass die Landtagswahl unter Umständen eine veränderte Sicht auf das Projekt am Karlsplatz mit sich bringen könnte: "Nach den Wahlen wird eine womöglich neu zusammengesetzte Landesregierung dieses Vorhaben und viele andere auf den Prüfstand stellen müssen." Damit, so der Oberbürgermeister, wäre aus seiner Sicht auch die Frage verbunden, "ob am Karlsplatz wirklich Ministerien und Beamte untergebracht werden müssen - oder ob man dort nicht auch Abgeordnete des Landtags ansiedeln könnte". Das Stadtoberhaupt verweist in diesem Zusammenhang auf die seit Jahren bekannten, beengten Räumlichkeiten im Haus der Abgeordneten an der Kulturmeile, aber auch an die jahrelange Diskussion über einen Neu- oder Erweiterungsbau des Landtags. Für ihn, so der OB, gehörten "alle diese Fragen zusammen".

Im Gemeinderat der Landeshauptstadt gibt es bis dato eine politische Mehrheit für das sogenannte Da-Vinci-Projekt, das das Land und das Haus Breuninger gemeinsam verwirklichen wollen. Bisher haben sich die Fraktionen von SPD und SÖS/Linke sowie vier Stadträtinnen der Grünen dagegen ausgesprochen, das sind insgesamt 19 Ratsmitglieder. Für das Projekt, das den teilweisen Erhalt des Hotels Silber und die Einrichtung einer Gedenkstätte einschließt, haben sich die Fraktionen von CDU, FDP, Freien Wählern, der Oberbürgermeister sowie zwölf Grünen-Räte ausgesprochen, was 41 Stimmen entspricht; die Haltung des Rep-Stadtrates Rolf Schlierer ist unklar.

Wann die Debatte konkret fortgesetzt wird, ist gegenwärtig offen


Wie berichtet, hat jedoch die Parteibasis der Grünen ihre Ratsfraktion auf einer Mitgliederversammlung mit knapper Mehrheit dazu aufgefordert, den Abriss des Hotels Silber unter allen Umständen zu verhindern. Diese Forderung wird seit Monaten auch von der Initiative Gedenkort Hotel Silber öffentlich erhoben; hinter dieser Initiative stehen mittlerweile 22 verschiedene Vereine und Gruppierungen. Die Sorge des Oberbürgermeisters: wenn der Druck auf die Grünenfraktion weiter anwächst, könnte die Neuordnung am Karlsplatz gänzlich kippen. Das aber möchte der Rathauschef unbedingt verhindern: "Das Projekt ist richtig und sinnvoll."

Wie geht es weiter? Ursprünglich war geplant, die Anfang Dezember eingeleitete Denkpause am Karlsplatz Mitte Januar zu beenden und im Technikausschuss des Gemeinderats weiterzudiskutieren. Außerdem sollte sich der Städtebauausschuss des Gemeinderats am 8. Februar mit diesem Thema befassen. Daraus wird nun nichts - wann aber die Debatte konkret fortgesetzt wird, ist gegenwärtig offen.