Im Bezirksbeirat Feuerbach wurden die im Juni 2015 gesammelten Vorschläge und Anregungen der Bürger für das geplante Quartier am Wiener Platz vorgestellt. Im Moment wird dort der Boden saniert.

Feuerbach - Im Handumdrehen ist die ehemalige Schoch-Produktionshalle nahe der Dornbirner Straße verschwunden. Auch der 60 Meter hohe Kamin ist ruck, zuck weg, obwohl er im Juli dieses Jahres teilweise in mühsamer Handarbeit und Backstein für Backstein abgetragen werden musste. Ein Zeitraffer-Video aus der Vogelperspektive macht es möglich. Wer sich unter www.stuttgart.de auf die Homepage der Stadt Stuttgart begibt, kann unter dem Stichwort „Quartier am Wiener Platz“ in stark beschleunigter Form verfolgen, wie riesige Abrissscheren und Bagger auf dem 2,8 Hektar großen Gelände beim Bahnhof Feuerbach Gebäude für Gebäude beseitigen. Die Tabula-Rasa-Aktion dauert im Film keine zwei Minuten, in Wirklichkeit gingen die Abrissarbeiten auf dem stark mit Chromat verseuchten Gelände fast ein halbes Jahr.

 

Altlastensanierung ist in vollem Gange

Im Moment wird das belastete Erdreich ausgehoben. „Aktuell ist die Altlastensanierung in vollem Gange. Viele Millionen Euro werden nötig sein, um diesen Platz wieder bewohnbar zu machen“, sagte Kathrin Steimle vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung in der vergangenen Sitzung des Bezirksbeirats. In dem Gremium wurden die bisherigen Ergebnisse der Bürgerbeteiligung für die „Freiraumplanung Quartier am Wiener Platz“ vorgestellt. Am 22. Juni hatten sich rund 50 Bürger in der Bürgerhaus-Etage im Freien Musikzentrum an der Stuttgarter Straße getroffen (wir berichteten). In drei Themengruppen entwickelten die Teilnehmer Vorschläge und Anregungen. Gleichzeitig konnten sie Bedenken und Kritik an den bisherigen Planungen äußern. „Wir sind mit den Ergebnissen sehr zufrieden“, sagte der Landschaftsarchitekt Jürgen Pfaff von factorgrün im großen Sitzungssaal des Bezirksrathauses, wo er den Stand des umfangreichen Verfahrens am Dienstag vergangener Woche vorstellte.

Mehr Grün und Baumstandorte gefordert

Als Grundlage der Bürgerbeteiligung dienen die Pläne von factorgrün. Das Büro hatte 2012 den ausgeschriebenen städtebaulichen Wettbewerb gemeinsam mit dem Büro Schüler Architekten gewonnen. Beim Thema „Öffentliche Flächen beim Quartier am Wiener Platz“ wurde unter anderem angeregt, mehr Grün zu schaffen. Die Planungsvariante 1 mit dem schattenspendenden Baumdach fand die meisten Befürworter. Geplant ist, ein kleineres Gebiet mit Bäumen zu bepflanzen. „Wir legen den Platz mit Erdreich etwas höher, um Platz für die Wurzeln zu schaffen“, sagte Pfaff. Durch diese Maßnahme kann der Platz auf das Niveau der Stadtbahnhaltestelle angehoben werden. Bisher durchschneidet der Bahnsteig den Platz: „Diese Trennung würde man gerne überwinden“, so Pfaff. Um eine optische Verbindung zwischen Ost- und Westteil des Platzes herzustellen, forderten einige Bürger, einen einheitlichen Bodenbelag auch im Gleisbettbereich der Stadtbahn zu schaffen. Ein Feld mit Wasserfontänen wurde ebenfalls befürwortet. Beim Thema Bunkerzugang bestand Konsens, dass der Tiefbunker einen überdachten Kassen- und Wartebereich erhalten soll. In den Fokus der Planungen wurde zudem gerückt, dass das künftige Quartier nicht isoliert von der Umgebung betrachtet werden dürfe.

Einige Bezirksbeiräte lobten die Vorschläge und das bisherige Verfahren. Die Anhebung des Platzes sei eine gute Idee, meinte Reiner Götz (Die Grünen). Roland Saur (SÖS-Linke-Plus) forderte, die Trauerweide neben dem Bahnhofsgebäude zu erhalten. Gabriele Heise (FDP) und Dirk Teichmann (CDU) hoben hervor, dass keinerlei Park & Ride-Plätze am Bahnhof vorgesehen seien. Im Bürgerhaushalt sei dieses Thema aber sehr wohl auf der Agenda gestanden, so Teichmann.