Planfeststellungsabschnitte, Überleitverbindungen und Ausführungsplanungen: Sprechen Sie eigentlich Stuttgart 21 oder verstehen Sie auch nur Bahnhof? StZ-Kolumnist Erik Raidt schreibt über das Eisenbahndeutsch.

Stuttgart - Manchmal fragt man sich, ob die Bahn noch alle Trassen im Schrank hat. Rund um das Projekt Stuttgart 21 herrscht eine geradezu babylonische Sprachverwirrung, es ist offensichtlich, dass der Bau nicht am Mineralwasser oder an Juchtenkäferproblemen scheitern könnte, sondern daran, dass niemand mehr versteht, um was es eigentlich geht. Die Bahn und ihre Kritiker haben sich im Laufe der Jahre eines Eisenbahndeutschs bemächtigt, das eine höhere Komplexität als die meisten chinesischen Dialekte aufweist.

 

Überprüfen Sie bitte selbst, ob Sie Stuttgart 21 sprechen. Lassen Sie zu diesem Zweck folgende Begriffe aus dem oberflächlichen Sprachverständnis tief in Ihren Kopfbahnhof einsickern: Planfeststellungsabschnitt 1.a, Planfeststellungsabschnitt 1.b, Umweltinformationsgesetz, Ausführungsplanung, Genehmigungsverfahren, Überleitverbindungen, Stuttgarter Netz-AG. Versuchen Sie nun, in einem zweiten Schritt, aus diesen Worten einen sinnvollen Satz zu bilden, der Ihnen etwas darüber verrät, wie teuer Stuttgart 21 am Ende sein wird und wann der ganze Kladderadatsch eröffnet wird.

Tunnel zum Mittelpunkt der Erde

Sie sehen, die Aufgabe ist komplexer als die Rohrer Kurvendiskussion. Bürokratische Wortmonster verhindern jedes normale Gespräch über den Bau des Bahnhofs. Während sich die Öffentlichkeit noch darüber wundert, dass es mit den Tunnelröhren entlang der Autobahn nicht vorangeht, haben die Ingenieure in Wahrheit erhebliche Fortschritte erzielt, die anschließend jedoch geheim gehalten werden mussten. Man hatte festgestellt, dass von Stuttgart aus auf den Spuren von Jules Verne ein Tunnel zum Mittelpunkt der Erde gebaut worden war, weil mal wieder der eine den anderen missverstanden hatte.

Damit soll es nun ein Ende haben. Die Bahn hat ein Übersetzungsprogramm entwickelt, das viel mehr kann, als komplexe Begriffe zu erklären. Das Programm übersetzt auf Knopfdruck sämtliche Aussagen von Bahn-Mitarbeitern in gewöhnliches Deutsch. Falls es beispielsweise künftig heißt: „Das geht zügig vonstatten, und wir sind optimistisch, den Kostendeckel zu halten“ – dann liefert der „Bahn-Translator 21“ umgehend die Übersetzung mit: „Keine Ahnung, wann wir wirklich fertig werden. Teurer wird es auch, aber das erzählen wir erst später.“

Unmissverständliche Grüße, Erik Raidt