Schnee und Glätte haben in Teilen Deutschlands für chaotische Verhältnisse vor allem im Berufsverkehr gesorgt. Laut Wetterdienst wird es jetzt erst so richtig winterlich – mit Frost, Glatteis und viel Neuschnee. Und: Fährt Ihr Auto schon mit Winterreifen?

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Der Winter ist da - mit Schnee, Glatteis und zugefrorenen Autoscheiben. In weiten Teilen Deutschlands sorgt das aktuelle Tief vom Westen in den Osten bis in den Süden für Schneefall. „Die kommenden Tage sind kalt und am Tag sind maximal leichte Plusgrade zu erwarten. Die Nächte sind frostig und immer wieder sind Schneefälle, Schneeregen und überfrierende Nässe zu erwarten", sagt ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach. Spätestensjetzt ist die Zeit für den alljährlichen saisonalen Reifenwechsel.

 

Wann ist es Zeit für Winterreifen?

Eine Faustregel besagt, den Reifenwechsel von O bis O durchzuführen – sprich von Ostern bis Oktober und umgekehrt. Foto: Imago/Future Image

Einen allgemein vorgeschriebenen Zeitpunkt für den Reifenwechsel gibt es in Deutschland laut Straßenverkehrsordnung (StVO) nicht. Der Gesetzgeber schreibt lediglich vor, dass die Ausrüstung „an die Wetterverhältnisse anzupassen“ ist.

Winterreifenpflicht besteht demnach nur bei schlechten Straßenverhältnissen, etwa Schnee, Eis und Reifglätte. Die verbreitete Faustregel, wonach Winterreifen „von Oktober bis Ostern“ ans Auto gehören, hat sich laut Autoklub ACE aber bewährt.

Warum werden Winterreifen empfohlen?

Die Gummimischung von Sommerreifen verhärtet sich bei sehr niedrigen Plusgraden, wodurch sich die Haftung auf der Straße spürbar reduzieren kann. Foto: Imago/Maximilian Koch

Bei niedrigeren Temperaturen kann der Fahrer mit Winterreifen besser bremsen und souveräner fahren. Die Gummimischung von Sommerreifen verhärtet sich bei sehr niedrigen Plusgraden, wodurch sich die Haftung auf der Straße spürbar reduzieren kann. Winterreifen werden aus einer weicheren Gummimischung mit zusätzlichen Rillen gefertigt, in denen sich Schnee und Matsch gar nicht erst festsetzen.

Sie heißen daher Matsch-und-Schnee-Reifen (M+S-Reifen). Für alle Winterreifen, die ab Januar 2018 hergestellt wurden, ist zudem das „Alpine“-Symbol Pflicht, das aus einem dreigezackten Bergpiktogramm mit Schneeflocke besteht.

Dem Autoklub ADAC zufolge gelten zusätzlich noch bis Ende September 2024 Reifen mit M+S-Kennzeichnung als wintertauglich, wenn sie bis zum Jahresende 2017 hergestellt wurden.

Wie lange halten Winterreifen?

Reifen müssen eine bestimmte Profiltiefe haben. Foto: Imago/Sascha Steinach

Laut ADAC büßen sie ab etwa sechs Jahren einen Teil ihrer Wintereigenschaften ein und sollten daher ausgetauscht werden. Die Gummimischung ist dann so hart geworden, dass der Grip bei tiefen Temperaturen nachlässt.

Bei einem Neukauf sollten die Reifen laut ADAC maximal zwei Jahre alt sein. Der ACE empfiehlt höchstens 18 Monate.

Überprüfen lässt sich das anhand der sogenannten DOT-Nummer – die vierstellige Zahl an der Reifenflanke. Die Zahl 2321 bedeutet beispielsweise, dass die Reifen in der 23. Kalenderwoche im Jahr 2021 gefertigt wurden. Entscheidend bei Reifen ist aber die Profiltiefe.

Wie tief muss das Profil der Winterreifen sein?

Gesetzlich vorgeschrieben sind mindestens 1,6 Millimeter. Experten empfehlen aber mindestens vier Millimeter Profiltiefe.

Ein Tipp: Der silberne Rand einer Zwei-Euro-Münze ist exakt vier Millimeter breit.

Wie hoch sind die Geldbußen beim Fahren mit Sommerreifen im Winter?

Wer mit Sommerreifen im Winter erwischt wird, muss Strafe zahlen. Foto: Imago/Maximilian Koch

Erwischt die Polizei einen Autofahrer bei Schnee und Eis mit Sommerreifen, sind 60 Euro fällig. Dazu kommt ein Punkt in Flensburg.

Mit 80 Euro und ebenfalls einem Punkt in der Verkehrssünderdatei müssen Autofahrer rechnen, die mit Sommerreifen unterwegs sind und andere behindern – etwa dadurch, dass sie im Straßenverkehr liegen bleiben. Dem Halter des Wagens drohen 75 Euro und ebenfalls ein Punkt.

Besteht mit Sommerreifen im Winter ein Versicherungsschutz?

In aller Regel: ja. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft bleibt der Haftpflichtschutz für Autofahrer mit Sommerreifen in jedem Fall bestehen, wenn diese im Winter einen Unfall verursachen. Das heißt, die Versicherung zahlt dem Unfallopfer den Schaden.

Anders sieht es jedoch unter Umständen beim Vollkaskoschutz aus, der den Schaden am eigenen Auto abdecken soll. Kann nachgewiesen werden, dass der Autofahrer fahrlässig mit Sommerreifen unterwegs war, kann die Versicherung die Zahlung kürzen.

Wie schneiden Winterreifen im Test ab?

Auch bei Winterreifen sollte man zuerst auf Qualität und Sicherheit achten. Foto: Imago/Christoph Hardt

Im aktuellen Winterreifentest des ADAC wurden jeweils 16 Reifenmodelle für SUV der unteren Mittelklasse sowie für Wagen der Kompaktklasse geprüft. Bei Reifen für SUVs bekamen sieben Modelle eine gute Bewertung, sieben erhielten befriedigende und zwei mangelhafte Noten.

In der Kompaktklasse waren vier Reifen gut, elf befriedigend und einer mangelhaft in der Gesamtleistung. Die mit befriedigend bewerteten Reifen zeigten Schwächen auf trockener, nasser oder winterlicher Fahrbahn.

Die Premiummarken Contintental, Dunlop, Goodyear und Michelin schaffen es in beiden Größen auf die vordersten vier Plätze.

Wie soll man Sommerreifen lagern?

Sommerreifen sollten im Winter trocken, dunkel und nicht zu warm gelagert werden. Optimal ist es, die Reifen auf den Felgen auf einer Palette liegend übereinander zu stapeln und abzudecken.

Reifen ohne Felge stehen dagegen besser und sollten etwa alle vier Wochen etwas gedreht werden, um Dellen zu vermeiden.

Autobesitzer sollten vor dem Abmontieren die Position am Auto mit Kreide auf den Reifen schreiben. Das erleichtert die Montage im Frühjahr.