In einem Gemeinderatsausschuss hat der Antrag der Schorndorfer Grünen, wichtige Satzungen der Stadt geschlechtergerecht zu formulieren, keine Mehrheit gefunden.

Schorndorf - Ein Antrag der Fraktion der Grünen im Schorndorfer Gemeinderat, wichtige Satzungen der Stadt um männliche als auch weibliche Formen zu ergänzen, wird wohl keine Mehrheit finden. Bei der Vorberatung im Ausschuss erhielten die Grünen für ihren Vorschlag lediglich zwei Stimmen der SPD. CDU und FDP/Freie Wähler stimmten dagegen. Die beiden Satzungen, um die es geht, regeln einerseits den Organisationsaufbau in der Verwaltung, andererseits Abläufe in den Gremien der Stadt. Entschieden wird die Sache am 23. April im Gemeinderat .

 

Frauen nur durch Benennung sichtbar

„Männer und Frauen zu benennen muss doch selbstverständlich sein, so wird das in unserer Stadt auch gelebt“, hat die Grünen-Stadträtin Andrea Sieber den Antrag begründet. Angesichts dessen halte sie es für wichtig, „dass man das auch verschriftlicht“. Nur durch Benennung könne man Frauen sichtbar machen, sagte Sieber, eine allein männliche Schreibung mache dies nicht deutlich. „Studien zeigen, dass, wenn Frauen nicht erwähnt sind, sie auch nicht wahrgenommen werden“, sagte sie. Sie verstehe, dass dies nicht in einem halben Jahr zu machen sei, sie biete an, unterstützend unter die Arme zu greifen. „Die Mitarbeiterinnen im Rathaus sind ja zurzeit zugeknallt mit Arbeit“, so Andrea Sieber.

Gegen den Vorschlag hatte Julia Rathgeb argumentiert, Fachbereichsleiterin für Kommunales. Man bemühe sich „um eine verständliche, einfache Sprache“, und die „ungewohnten Formulierungen sind schlechter lesbar“, argumentierte Rathgeb. Die männliche Form werde in den Satzungen „rein pragmatisch verwendet“, damit diskriminiere man die Frauen nicht. Selbst der Städtetag empfehle laut Rathgeb diese Umformulierungen nicht.

Der SPD-Stadtrat Thomas Berger fand den Grünen-Vorschlag einerseits sympathisch, konnte andererseits aber auch die Argumente für Lesbarkeit der Stadtverwaltung nachvollziehen. Mit dem Hinweis, dass im Strafrecht alle Straftaten mit männlichen Tätern ausformuliert sind, erntete Berger Heiterkeit. „Die Alternative wäre, alles weiblich zu formulieren“, sagte er. Sabine Brennenstuhl (FDP/Freie Wähler), die von Beruf Richterin ist, spitzte das zu. Sie schlug vor, die Geschäftsordnung des Gemeinderats stellvertretend rein weiblich, die Hauptsatzung der Stadt rein männlich zu formulieren. Dann könnten Männer nachvollziehen „wie es sich als Frau anfühlt“, sagte die Juristin.

Vorschlag ist „kropfunnötig“

Ironischerweise widersprach ihr ihr eigener Fraktionsvorsitzender Peter Erdmann. Den Vorschlag der Neuformulierung nannte er „kropfunnötig“, das produziere seiner Ansicht nach „nur Stilblüten“. Und teuer sei die Sache obendrein, wenn man an dem Beispiel sehe, wie viel die Umbenennung des Studentenwerkes in Studierendenwerk gekostet habe. Niemand müsse sich durch die männliche Form diskriminiert fühlen, erklärte Erdmann, er sehe die Sache „sehr zurückhaltend“.

Für die CDU-Fraktion, die anfangs zu dem Vorschlag erst im Gemeinderat hatte diskutieren wollen, riet deren Ratsmitglied Max Klinger dringend ab. Er habe sich schon mit juristischen Texten beschäftigt, die die männliche und weibliche Form beinhalteten, diese seien „verdammt schwer zu lesen“, sagte der Rechtsanwalt. Jedoch sollten sich nicht nur Juristen, sondern auch einfache Bürger mit den Satzungen der Stadt beschäftigen, argumentierte Klinger. „Wenn wir die Satzungen überfrachten, schließen wir bestimmte Schichten aus“, lautete sein Argument.