„Wir werden unseren Kurs nicht ändern und, wenn nötig, noch nachlegen“, sagte Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, bei der Ratssitzung am Mittwoch. Die Bank will trotz steigender Inflationserwartung bei ihrer Niedrigzinspolitik bleiben.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Die Europäische Zentralbank (EZB) will trotz steigender Inflationserwartung an ihrer umstrittenen Niedrigzinspolitik festhalten. „Wir werden unseren Kurs nicht ändern und, wenn nötig, noch nachlegen“, sagte EZB-Präsident Mario Draghi am Mittwoch. Die Volkswirte der Notenbank hatten zuvor ihre Inflationsprognose für das laufende Jahr von null auf 0,3 Prozent erhöht. Die EZB betrachte dies als Bestätigung, dass ihre Politik Wirkung zeige, sagte Draghi.

 

Die Notenbank kauft seit März monatlich Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Volumen von 60 Milliarden Euro. Sie begründete das Programm mit der Gefahr einer Deflation, nachdem die durchschnittlichen Verbraucherpreise im Euroraum mehrere Monate gesunken waren. Im Mai legten sie erstmals wieder um 0,3 Prozent zu.

Bis zu dem von der EZB angestrebten Ziel einer Inflationsrate nahe zwei Prozent sei es noch „ein langer Weg“, sagte Draghi dazu. Nach Einschätzung der Notenbank wird die jährliche Teuerungsrate bis 2017 auf 1,8 Prozent steigen. Diese Prognose beruhe aber auf der Annahme, dass die Anleihekäufe wie geplant bis Ende September 2016 fortgesetzt würden, betonte Draghi. Sollten sich die Finanzierungsbedingungen für die Wirtschaft unerwartet verschlechtern, müssten „Umfang und Dauer“ des Programms erweitert werden.

Mit Blick auf die griechische Schuldenkrise sagte Draghi: „Die EZB möchte, dass Griechenland in der Eurozone bleibt.“ Voraussetzung dafür sei aber eine Einigung mit den Gläubigern, also der Eurogruppe und dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Nötig sei eine Vereinbarung, die das Wirtschaftswachstum, soziale Gerechtigkeit und die Stabilisierung der Staatsfinanzen fördere.