Der VfL Wolfsburg hat im Viertelfinal-Hinspiel das große Real Madrid mit 2:0 besiegt – dafür ist die Startruppe um Ronaldo von den spanischen Medien mit Spott überhäuft worden

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Wann gewinnt man schon gegen Real Madrid? Gute Frage. Diese Form höchsten Glücks wurde am Mittwoch dem Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg zuteil. Im Viertelfinale der Champions League haben die „Wölfe“ den „Königlichen“ im Hinspiel vor eigenem Publikum die Kronen von den Häuptern gerissen und das Starensemble mit 2:0 (2:0) besiegt. Eine echte Überraschung war das, und so blickte der für gewöhnlich so besonnene VfL-Trainer Dieter Hecking ausgesprochen optimistisch auf das Rückspiel in Madrid. „Das verschafft uns eine sehr, sehr gute Ausgangsposition für das Rückspiel“, sagte der 51-Jährige nach dem „Wunder von Wolfsburg“. Aber: „Wir wissen alle, was zu erwarten ist“, mahnte Hecking sogleich. Denn der mehr als 200 Millionen Euro teure Sturm, der aus Ronaldo, Karim Benzema und Gareth Bale besteht, wird sich im berühmt berüchtigten Bernabeu-Stadion nicht noch einmal die Blöße geben und auf dem Platz ein wahres Feuerwerk entfachen.

 

Mit den Galaktischen von Real hing die spanische Presse nach der Schmach von Wolfsburg schonungslos um. „Real braucht eine Heldentat: Ein sehr mittelmäßiges Madrid fällt und muss im Bernabeu eine Aufholjagd zu starten“, schrieb das Sportblatt „Marca“. Die Zeitung „El Mundo Deportivo“ ging mit der Millionentruppe aus der spanischen Hauptstadt am härtesten ins Gericht: „Desaster, Fiasko, Massaker – jedes dieser Worte ist passend, um das zu beschreiben, was Real in Deutschland gegen Wolfsburg passiert ist. Die Mannschaft war nicht mit der des Clasico-Siegers zu vergleichen.“ Auch „El Pais“ war entrüstet. „Madrid gerät gegen Wolfsburg in ein Schlamassel. Das Team von Zidane erlebt in Deutschland einen Tag, den es so nie erwartet hätte und muss im Rückspiel an seinen Esprit appellieren“, schrieb das Blatt, während sich „AS“ in seiner Verzweiflung in die Tierwelt flüchtete: „Im Maul des Wolfs: Madrid gerät in zehn Minuten des Grauens in ein riesiges Chaos. Davor und danach fehlten Entschlossenheit und die Konsequenz beim Abschluss.“ Und der britische „Daily Telegraph“ sprach schlicht von einer „Schock-Niederlage.“

„Viele haben gedacht, wir kriegen hier eine Klatsche“, sagte derweil Wolfsburgs Sportdirektor Klaus Allofs nach dem Meisterstück seiner Mannschaft, für die Ricardo Rodriguez (18. Minute, Foulelfmeter) und Maximilian Arnold (25.) in dem mit 26400 Zuschauern ausverkauften Wolfsburger Stadion die Tore erzielten. Arnold wollte im Hinblick auf das Rückspiel keinesfalls in Ehrfurcht erstarren. Man werde sich auf das Spiel ganz einfach freuen und es genießen, gab der Torschütze zu Protokoll. Denn wann darf man schon mal vor 80.000 Zuschauern im Bernabeu-Stadion kicken? Auch das ist eine gute Frage.