Facebook-Nutzer diskutieren angeregt über die geplante Schließung der Karstadt-Filiale in der Stuttgarter Innenstadt. Einige meinen: Milaneo und Gerber sind schuld.

Stuttgart - Die Karstadt-Filiale an der Königstraße in Stuttgart wird am 30. Juni 2015 geschlossen. Die Filiale ist eine von insgesamt sechs Karstadt-Filialen, die den Sparmaßnahmen des Unternehmens unter dem neuen Chef Stephan Fanderl zum Opfer fallen. Insgesamt sind 200 bis 240 Mitarbeiter betroffen.

 

Die Schließung von Karstadt in Stuttgart sorgt auch im Netz für Gesprächsstoff. Auf der Facebook-Seite der Stuttgarter Zeitung diskutieren User angeregt über die Gründe, Folgen und das Für und Wider des Scheiterns.

Ein wichtiges Thema unter den Nutzern ist, ob und inwieweit die neuen Einkaufszentren Milaneo und Gerber, die im September und Oktober eröffnet haben, am Untergang von Karstadt in der Königstraße schuld sind. Viele Nutzer wollen die beiden Shopping Malls klar als die Schuldigen erkannt haben. Ein User vermutet, Karstadt sei erst der Anfang: „Da müssen sicher noch mehr Läden dran glauben… Danke Müllaneo“. Ein anderer User spricht von einem „Verdrängungswettbewerb“ in Stuttgart.

 

Andere Kommentatoren halten dagegen: Karstadt sei schließlich schon länger von der Schließung bedroht, das jetzige Aus sei nicht verschuldet durch die gewachsene Konkurrenz. Tatsächlich waren bereits im vergangenen Oktober Gerüchte über eine mögliche Schließung Stuttgarter Filiale laut geworden. Viele Facebook-Nutzer stimmen diesen Einwänden durch ihr „Gefällt mir“ zu.

Karstadt wurde „vor die Wand gefahren“

Auch das Management der Karstadt-Inhaber ist Thema. Einige User kritisieren das „Missmanagement“, das ihrer Meinung nach bei Karstadt betrieben wurde. Das ehemalige Management habe das Kaufhaus „vor die Wand gefahren“ und solle sich „schämen“, meint ein User. „Greifbare Konzepte“ habe es nicht gegeben. Ein Nutzer kritisiert, dass das „deutsche Traditionsunternehmen“ überhaupt an einen ausländischen Investor verkauft wurde – dies gehöre „verboten“.

Von vielen Nutzern kommt der Einwand, dass das Karstadt-Konzept, ebenso wie das Konzept großer Kaufhäuser allgemein, eben nicht mehr zeitgemäß sei. „Wer zum Henker kauft denn dort noch ein?“ fragt ein User und gibt gleich die Antwort: „Die paar Rentner bringen’s auch nicht“. Karstadt habe den Anschluss verpasst und hätte auch auf Online-Handel setzen müssen, meinen einige. Darüber hinaus habe sich das Einkaufsverhalten der Menschen schlicht geändert; die Kunden kauften lieber in auf bestimmte Produkte spezialisierten Läden ein statt in einem großen Kaufhaus, in dem es vermeintlich alles an einem Fleck gibt. Manche Nutzer finden, das sei nur eine Frage des richtigen Konzepts – Breuninger etwa laufe ja auch.

 

Statt Karstadt: Wie wäre es mit einem Club?

Auch die Frage, was nun mit dem Gebäude passieren soll, wird bei Facebook diskutiert. Vorschläge jedenfalls, wie man die Räumlichkeiten nutzen könnte, gibt es zuhauf: Etwa für noch ein Primark, für diverse Läden des Einzelhandels – etwa Schuh- oder Handyläden oder einen Apple Store, als Club oder als neue Heimat des Sozialamts.

Einige Kommentatoren finden es schade, dass das Kaufhaus schließt. Die Mehrheit jedoch scheint Karstadt keine Träne hinterher zu weinen. Das lassen die Likes unter den beiden entsprechenden Posts mit der Nachricht der Schließung vermuten. Diese Stimmung findet sich auch in einigen Kommentaren wieder: Es sei „gut so“. Ein Nutzer prangert die mangelnde Kompetenz und Beratung der Karstadt-Mitarbeiter an. Und außerdem: So könne man dann am Ende noch einmal Schnäppchen jagen.