Zinedine Zidane hat als Trainer von Real Madrid einen Traumeinstand gefeiert. Beim 5:0 gegen Deportivo La Coruna bekamen die Fans endlich wieder jenen Fußball geliefert, den sie sehen wollen und den Zidane früher selbst zelebriert hat.

Madrid - Zinédine Zidane ist noch schlanker geworden seit seinem Abschied als Fußballer. Kein Wunder, dass der Mann nebenher auch modelt. Schwarzer Anzug und Krawatte, weißes Hemd und braune Schuhe sind die Requisiten seiner Rückkehr ins Estadio Santiago Bernabéu, fast zehn Jahre nach seiner letzten Partie für Real Madrid. Schon vor Beginn des Spiels gegen Deportivo La Coruña macht alles den Eindruck, als nehme ein Auserwählter endlich wieder seinen Platz ein.

 

Als zu Placido Domingos Schmalzhymne „Hala Madrid“ das übliche Video auf den Stadionleinwänden läuft, ist eine neue Schlusssequenz eingearbeitet: wie Zidane sich in der Umkleidekabine die Krawatte richtet und dann in den Spielertunnel hinausgeht, ein Mann, allein vor dem Gang in das Licht des Stadions – in das Licht einer neuen Ära? Während der folgenden 90 Minuten fegt Real mit 5:0 über den Tabellenachten aus Galizien. Es windet und regnet, es ist, als würde die ganze Pein der bleiernen Zeit unter dem Vorgänger Rafael Benítez mit einem Spiel abgewaschen.

Das ewige Prolemkind Gareth Bale schießt drei Tore

Die Anhänger, die Angestellten, plötzlich lachen alle wieder im Bernabéu. Von Zidanes Magie werden die Zeitungen am anderen Tag schreiben, und tatsächlich läuft alles so perfekt, als wäre es von unsichtbarer Hand geplant. Nicht nur erweist sich Deportivo als Gegner mit Lust am Spiel, aber ohne Effizienz vor dem Tor. Nach einem wackligen Beginn ist es auch ausgerechnet Zidanes Landsmann und Liebling Karim Benzema, der mit seinem 1:0 per Hacke die Finsternis vertreibt (15.). Und in der Folge ist es ausgerechnet Reals ewiges Problemkind Gareth Bale, der mit drei Toren und einer grandiosen Darbietung das Stadion zu Ovationen hinreißt.

In der 22. Minute applaudiert Zidane, sonst eher sparsam mit seinen Gesten, am Seitenrand einer klugen Spieleröffnung von Benzema nach außen zu Dani Carvajal. Aus dieser Szene fällt Bales 2:0. Zidane, der Connaisseur. Zidane, der Prophet.

Das hyperkritische Publikum spendet Szenenapplaus

„Es tut mir leid für Rafa, aber wenn wir ehrlich sind, hat der Trainerwechsel gutgetan“, sagt Spielmacher Luka Modric. Wie Bale galt er als einer der wenigen Unterstützer von Benítez, wie Bale macht dennoch auch er ein besonders überragendes Spiel. Seine Balleroberungen führen nach einer halben Stunde zum ersten Szenenapplaus. Einstellung und Engagement sind die Basis der Show, so sieht es Zidane, so sehen es auch die bekannt hyperkritischen Zuschauer im Bernabéu. 20 Minuten vor Schluss läuft Bale bis in den eigenen Strafraum zurück und verhindert durch ein Tackling das 1:4-Anschlusstor.

„Zuckerbrot und Peitsche“ – so hatte Zidane in der Zeit als Ancelotti-Assistent mal selbst die optimale Herangehensweise für einen Trainer definiert. Am Dienstag stellte er bei seiner ersten Pressekonferenz dem Sturmtrio aus Bale, Benzema und Cristiano Ronaldo, an deren selektiver Abwehrarbeit die Mannschaft seit Jahren verzweifelt, eine Art Stammplatzgarantie aus. Am Freitag nahm er es in die Pflicht: „Es darf keine ein, zwei oder drei Spieler geben, die nicht verteidigen.“

Generös in der Abwehr, magisch nach vorn

Fußball, wie man ihm im Bernabéu sehen will, hatte Zidane außerdem versprochen. Fußball, wie sie ihn kennen, bekommen die Fans geliefert. Generös in der Abwehr, aber eben auch mit magischen Momenten nach vorn, wo die individuelle Brillanz dann den Unterschied macht. So war es schon, als Zidane mit seinem legendären Volleytor im Finale gegen Bayer Leverkusen die Champions League gewann.

Als er nach dem Spiel zur Pressekonferenz kommt, füllt sein Lächeln den ganzen Raum. Zidane hat noch nie viele Worte gebraucht, um viel Ausstrahlung zu haben. „Ganz einfach, ich bin happy, das ist eigentlich alles“, sagt er zum Debüt. Immer wieder hebt er die Einstellung hervor. So hat es auch sein Ex-Chef Ancelotti gemacht. Dass diese Mannschaft guten Fußball spielen kann und muss, versteht sich für sie von selbst. Den Rest wird man in diesen wenigen Spielen sehen, die über die Titel entscheiden: gegen Barça und Atlético etwa, die vor Real liegen.

Fürs Erste hat Zidane durch seine Aura den Club wiederbelebt. Jetzt will er seine Konzepte einbringen. Weil Madrid aus dem Pokal ausgeschlossen wurde, bleibt unter der Woche Zeit zum Üben. „Wir haben noch viel zu verbessern“, sagt er, und verabschiedet sich mit diesem gewinnenden Lächeln. „Geben wir der Sache ein bisschen Zeit. Ich habe ja gerade erst angefangen.“