Gegen den Pakt mit Wilders hatten sich prominente CDA-Mitglieder ausgesprochen. Der 95-jährige frühere Ministerpräsident (1967-71) Piet de Jong warnte, die PVV verletze mit Hetze gegen den Islam das Grundrecht der Religionsfreiheit: "Dass ich auf meine alten Tage noch miterleben muss, wie Hand angelegt wird an die Religionsfreiheit, das darf doch nicht sein." Der amtierende Justizminister Ernst Hirsch Ballin appellierte an die Delegierten: "Tut das den Menschen nicht an, tut das unseren Partei nicht an, tut das unserem Land nicht an."

Befürworter des Duldungsmodells wiesen darauf hin, dass Wilders' PVV am 9. Juni von 1,5 Millionen Niederländern gewählt wurde. Der CDA hingegen sei von 41 auf 21 Mandate abgesackt, weil viele Wähler zu Wilders abgewandert seien. Die Christdemokraten dürften dessen Anhänger nicht ignorieren, sondern müssten "Brücken bauen", forderte der amtierende Sozialminister Piet Hein Donner. Der CDA werde in der Regierung garantieren, dass die Rechte aller Menschen in den Niederlanden respektiert werden, einschließlich der Muslime, versprach Verhagen.

Wilders' Auftritt in einem Berliner Hotel vor rund 500 zahlenden Anhängern wurde von Protesten begleitet. Etwa 80 Demonstranten stimmten Sprechchöre wie "Nazis raus!" an. Eingeladen hatte der frühere Berliner CDU-Politiker René Stadtkewitz, der die Gründung einer neuen Partei mit dem Namen Die Freiheit angekündigt hat.

In seiner Rede erklärte Wilders, Deutschlands nationale Identität, seine Demokratie und Prosperität seien bedroht durch den Islam, der keine Religion, sondern eine Ideologie sei. "Ein Deutschland voller Moscheen und voller verschleierter Frauen ist nicht mehr das Deutschland Schillers und Heines, Bachs und Mendelssohns."

Bundeskanzlerin Merkel akzeptiere die Islamisierung Deutschlands, behauptete Wilders. Zugleich lobte er Thilo Sarrazin (SPD), dessen Thesen zur mangelnden Integrationsbereitschaft muslimischer Zuwanderer eine heftige Debatte ausgelöst hatten. Mit abfälligen Bemerkungen über Muslime oder den Propheten Mohammed hielt er sich allerdings zurück.

Am Montag beginnt in Amsterdam das Hauptverfahren in einem Prozess gegen Wilders wegen des Verdachts der Aufstachelung zum Hass gegen Muslime und der Beleidigung von Anhängern des Islams.