In der Stadt fallen im Jahr insgesamt 2700 Tonnen elektrischer Altgeräte an. Der Abfallwirtschaftsbetrieb achtet darauf, beim Recycling nur mit zertifizierten Fachfirmen zusammenzuarbeiten. Viel Schrott landet aber noch in den Hausmülltonnen.

Stuttgart - Telefone, Flachbildschirme, Drucker, Notebooks mit gesprungenem Diplay, Computer, Tastaturen, Radios und mehr: In dem Container auf dem Areal der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) an der Heinrich-Baumann-Straße liegen viele ausgediente elektronische Geräte. Nebenan, in einem anderen Behälter, häufen sich ausgemusterte Kaffeemaschinen, Wasserkocher, Bügeleisen, Eierkocher, und andere elektrische Kleingeräte. „Die Container füllen sich rasch“, sagt der AWS-Pförtner in der Zentrale an der Heinrich-Baumann-Straße. „Jeden Tag geben hier 10 bis 20 Leute ausgemusterte Kleingeräte ab.“

 

Viel Elektronikschrott aus der EU landet illegal in Afrika

Die Entsorgung von Elektronik- und Elektroschrott gehört bereits seit Anfang der 90er Jahre zum Dienstleistungsangebot der AWS. Doch die Verwertung der Geräte ist in Verruf geraten: Laut einer Studie mehrerer Organisationen der Uno und Interpol landet nur ein Drittel (3,3 Millionen Tonnen) der jährlich in der EU anfallenden Altgeräte, die neben wertvollen Metallen auch giftige Substanzen enthalten, in Recyclingeinrichtungen. Mehr als sechs Millionen Tonnen werden unsachgemäß entsorgt. Ein erheblicher Teil davon landet in den afrikanischen Staaten Ghana und Nigeria.

„Wir arbeiten mit anerkannten und zertifizierten Fachbetrieben zusammen“, stellt AWS-Chef Thomas Heß klar. Dadurch sei eine Verwertung nach der seit dem Jahr 2003 geltenden Elektro- und Elektronik-Altgeräte-Richtlinie gewährleistet. Da vor allem der Elektronikschrott inzwischen wegen der darin enthaltenen Anteile an Gold, Platin, Kupfer und sogenannten Seltenen Erden als Wertstoff gilt, nimmt die AWS durch den Verkauf im Jahr etwa 200 000 Euro ein. „Das deckt die Kosten für unseren Service und reduziert auch noch die Abfallgebühren für jeden Haushalt um einige Cent“, erläutert der AWS-Chef.

200 000 Besucher im Jahr liefern Altgeräte ab

Der weitaus größte Teil der Altgeräte wird bei den Wertstoffhöfen (siehe unten) des städtischen Eigenbetriebs abgegeben. „Dorthin kommen im Jahr 200 000 Besucher“, sagt die AWS-Sprecherin Ulla Allgaier. Wegen des großen Andrangs müssten Container mit Unterhaltungselektronik alle drei bis vier Tage abgefahren werden. Die Großbehälter für Waschmaschinen, Herde und Kühlschränke füllten sich hingegen innerhalb von zwei Wochen.

Jahr für Jahr kommen in der Landeshauptstadt rund 2700 Tonnen Elektroschrott zusammen. „Rein statistisch bringt jeder Stuttgart im Jahr 4,6 Kilogramm zu uns“, so Allgaier. Mindestens die gleiche Menge an Altgeräten nehme der Elektrohandel – etwa beim Kauf eines Energie sparenden neuen Gefrierschranks – direkt zurück. Zu viel Elektroschrott – knapp ein Kilogramm je Tonne Hausmüll – landet aber immer noch in Münster in der Müllverbrennung. „Ich appelliere deshalb an die Bürger, alle Geräte zu unseren Sammelstellen zu bringen“, sagt Heß.

In alten Elektroherden steckt viel Alteisen

Bei der Sperrmüllabfuhr müssen die AWS-Mitarbeiter hingegen nur noch wenige Großgeräte mitnehmen. „Da sind die Altmetallsammler schneller als wir“, erklärt Heß. „Weil eine Tonne Alteisen inzwischen bis zu 200 Euro einbringt, sind alte Elektroherde, die 30 und mehr Kilogramm wiegen, sehr begehrt.“ Bei den Einsammlern begehrt seien auch ausgediente Waschmaschinen wegen der aus hochwertigem Edelstahl bestehenden Trommeln. „Auch die landen rasch im Kleintransporter“, so AWS-Chef Heß.

Von den Bürgern zu den Wertstoffhöfen gebrachten Computer und Fernseher landen bei der Firma CR Recycling in Oberderdingen bei Bretten. „Wir sind ein anerkannter Fachbetrieb mit 45 Mitarbeitern“, sagt Geschäftsführer Bernd Hasenmaier. „Die Altgeräte werden von uns maschinell oder manuell zerlegt.“ Verwertbar seien vor allem Leiterplatten, Kunststoffe und Kabel. „Leiterplatten, etwa die Computer-Motherboards, verkaufen wir an für die umweltgerechte Verarbeitung zertifizierte Firmen. Um daraus rund 50 Gramm Gold zu gewinnen, braucht man aber mindestens eine Tonne Platinen.“