Beim Referendum in Athen hat sich eine klare Mehrheit gegen das Sparprogramm der Geldgeber entschieden. Premier Tsipras will von Montag an weiter verhandeln. Die Lage der Banken gilt als höchst kritisch.

Athen - I

 

n einem Referendum hat sich am Sonntag eine klare Mehrheit der Griechen dafür entscheiden, keine weiteren Sparauflagen der internationalen Geldgeber für ihr vor der Staatspleite stehendes Land zu akzeptieren. Nach Auszählung von rund 60 Prozent der Stimmen unterstützten 61,3 Prozent die Position von Premier Alexis Tsipras, der bis zuletzt für ein „stolzes Nein“ zu einem Reformplan der Gläubiger geworben hatte, der allerdings zuletzt gar nicht mehr auf dem Tisch lag. 38,7 Prozent stimmten dagegen mit „Ja“ und damit auch dafür, weitere Härten hinzunehmen, um so Griechenlands Verbleib in der Euro-Zone zu sichern.

Damit fiel das Ergebnis deutlicher aus als alle Umfragen noch unmittelbar vor dem Referendum vorgesagt hatten. Diese hatten ein enges Rennen erwartet. Tsipras hatte das Referendum nach eigenen Aussagen angesetzt, um eine „bessere Vereinbarung“ mit den Geldgebern zu erreichen. Damit kann der Linkspolitiker vorerst in Athen weiter regieren, die Zukunft Griechenlands in der Euro-Zone aber ist ungewisser denn je. In Athen wird angenommen, dass die nächsten Tage weitere politische Turbulenzen bringen werden.

Als höchst kritisch gilt die Lage der Banken. Finanzminister Yanis Varoufakis hatte vor dem Referendum versichert, die seit dem vergangenen Montag geschlossenen Kreditinstitute würden am Dienstag dieser Woche wieder öffnen. Die Chefin des griechischen Bankenverbandes, Louka Katseli, gab jedoch zu, dass die Institute „ein ernsthaftes Problem“ hätten, sollte die Europäische Zentralbank (EZB) nicht sofort neue Hilfen gewähren. Die EZB wird am Montag über einen entsprechenden Antrag der griechischen Notenbank beraten.

Die Tsipras-Anhänger feiern am Abend

In Athen feierten Tsipras-Anhänger bereits am frühen Abend mit Autokorsos und Fahnenschwenken auf dem Syntagma-Platz vor dem Parlament. Das Referendum war auch innerhalb der Regierung umstritten. Mehrere Minister hätten es gern vermieden, andere wiederum zeigten offen Sympathien für einen Ausstieg aus dem Euro. Tsipras hatte vor der Abstimmung angekündigt, er werde ab Montag „in 48 Stunden“ eine neue Vereinbarung mit den Geldgebern aushandeln. Die Initiativen würden nun intensiviert, „um eine Einigung zu erreichen“, erklärte die links-geführte Regierung nun am Sonntagaben. Dass dies gelingt, gilt als äußerst fraglich.

„Wenn die Griechen mit Nein stimmen, wird die griechische Verhandlungsposition dramatisch schwach sein“, hatte EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker vor der Volksabstimmung gewarnt. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Francois Hollande, die schon zuletzt jeden Schritt in der Griechenland-Krise untereinander abgesprochen haben, wollen sich am Montagabend in Paris treffen. Für Montag ist nun auch eine Telefonkonferenz der Euro-Finanzstaatssekretäre geplant. Am Dienstag beschäftigt sich das EU-Parlament mit Griechenland.

Viele Griechen fürchteten, ihr Land könnte aus der EU fallen, die von einer Mehrheit der Oppositionsparteien mitgetragene „Ja“-Kampagne hatte den Slogan „Wir bleiben in Europa“. Die Sorge vor neuen Spannungen ist Athen allgegenwärtig. Nach Angaben Medienberichten gibt es bereits Notfallpläne zum Schutz von Regierungsgebäuden, Botschaften, Banken und großen Supermärkten für den Fall, sollte es zu sozialen Unruhen kommen. Die Wirtschaft klagt bereits über beträchtliche Schäden durch die Schließung der Banken.

– Tagesthema zum Referendum

– Interview mit Linken-Chef Riexinger