Wohl mit Bedacht setzt der Malerstar auf einen einheitlichen Look, der für die wachsende Zahl an Mitarbeitern ohne große Mühe nachvollziehbar bleibt und offenbar auf allgemeine Wiedererkennbarkeit zielt. Spezialisten arbeiteten im Team, besonders beliebte Motive gingen in Serie. Unter den erhaltenen Gemälden sind allein vierzig der tugendhaften Lucretia gewidmet. Auch in der Ausstellung ist sie zugegen – nicht in tiefer Verzweiflung oder gar blutverschmiert tritt die Selbstmörderin hier auf. Nur zart berührt die Schöne mit dem Dolch ihre entblößte Brust. Das kam beim Publikum an.

 

Kein Wunder, dass auch Luther auf den Malerstar setzte. Sehr rasch wohl haben Theologe und Hofmaler die Potenziale einer Partnerschaft erkannt und tatkräftig zusammengefunden. 1518 schuf Cranach erste Titelholzschnitte zu Luthers Schriften, zwei Jahre später begann die Imagekampagne mit einem ersten Kupferstich-Porträt: Als Augustinermönch zeigt sich Luther schlicht und bescheiden, bildwürdig allein aufgrund seiner Gedanken. Cranach gab dem Mann hinter den Thesen ein Gesicht, das – durch die Zeit hindurch in diversen Bildnistypen ausformuliert – bis heute prägend wirkt.

Im Museum Kunstpalast führt der Weg vom Klosterbruder mit Tonsur über den vollbärtigen „Junker Jörg“ und den frisch rasierten Bräutigam bis zum fülligen Religionsstifter und Familienvater. Im Dienste der Reformation erfand der Künstler auch neue eigene Themen oder Inszenierungen. Etwa im Bild der Ehebrecherin: Christus fasst da die Sünderin sanft am Handgelenk und schützt sie vor der aufgebrachten Meute, die derber und dümmer kaum dreinschauen könnte. Etwas süßlich wirkt das heute, wenig mitreißend und allzu belehrend. Dabei malte Cranach ganz in Luthers Sinne mit didaktischer Zielrichtung.

Versierter Umgang mit Techniken und Gattungen

So erlebt man im Museum Kunstpalast einen Maler am Beginn der Neuzeit bereits voll im Bilde, wenn es um Verbreitungsmechanismen geht, um künstlerische Netzwerke, um Branding-Strategien und die Rationalisierung der Kunstproduktion, verstrickt im Ideentransfer und versiert im Umgang mit unterschiedlichen künstlerischen Techniken und Bildgattungen. Ein Manager, der in vielem enorm fortschrittlich daherkommt. Das hätte für die Ausstellung vollkommen genügt.

Eher überflüssig und wenig erkenntnisstiftend wirkt der Blick in die Moderne, den die Schau am Ende obendrauf setzt. Da kann man sich ansehen, was etwa Picasso aus Cranachs Venus machte oder wie Otto Dix das ungleiche Paar neu interpretierte. Auch Andy Warhol trägt zum Nachleben bei – zum Beispiel mit seiner Neuauflage von Cranachs „Bildnis einer jungen Frau“, das Barrett keck auf dem Kopf verschoben. Zwar sind die Siebdruck-Adaptionen des US-Künstlers schön bunt, aber sie wirken ziemlich blass im Vergleich zum bald 500 Jahre älteren Vorbild.

Die nackte Eva ist nur der Anfang. Ihr folgen etliche Akte, die mit weiblichen Reizen nicht geizen, egal ob als christliche Caritas oder als mythologische Grazie. Dabei lässt die schöne Einheitsfigur der Cranach-Frauen wenig Raum für anatomische Eigenheiten. Auch im Gesicht sehen sie sich mit ihren mandelförmigen Augen und dem spitzen Kinn oft zum Verwechseln ähnlich.

Beliebte Motive in Serie

Wohl mit Bedacht setzt der Malerstar auf einen einheitlichen Look, der für die wachsende Zahl an Mitarbeitern ohne große Mühe nachvollziehbar bleibt und offenbar auf allgemeine Wiedererkennbarkeit zielt. Spezialisten arbeiteten im Team, besonders beliebte Motive gingen in Serie. Unter den erhaltenen Gemälden sind allein vierzig der tugendhaften Lucretia gewidmet. Auch in der Ausstellung ist sie zugegen – nicht in tiefer Verzweiflung oder gar blutverschmiert tritt die Selbstmörderin hier auf. Nur zart berührt die Schöne mit dem Dolch ihre entblößte Brust. Das kam beim Publikum an.

Kein Wunder, dass auch Luther auf den Malerstar setzte. Sehr rasch wohl haben Theologe und Hofmaler die Potenziale einer Partnerschaft erkannt und tatkräftig zusammengefunden. 1518 schuf Cranach erste Titelholzschnitte zu Luthers Schriften, zwei Jahre später begann die Imagekampagne mit einem ersten Kupferstich-Porträt: Als Augustinermönch zeigt sich Luther schlicht und bescheiden, bildwürdig allein aufgrund seiner Gedanken. Cranach gab dem Mann hinter den Thesen ein Gesicht, das – durch die Zeit hindurch in diversen Bildnistypen ausformuliert – bis heute prägend wirkt.

Im Museum Kunstpalast führt der Weg vom Klosterbruder mit Tonsur über den vollbärtigen „Junker Jörg“ und den frisch rasierten Bräutigam bis zum fülligen Religionsstifter und Familienvater. Im Dienste der Reformation erfand der Künstler auch neue eigene Themen oder Inszenierungen. Etwa im Bild der Ehebrecherin: Christus fasst da die Sünderin sanft am Handgelenk und schützt sie vor der aufgebrachten Meute, die derber und dümmer kaum dreinschauen könnte. Etwas süßlich wirkt das heute, wenig mitreißend und allzu belehrend. Dabei malte Cranach ganz in Luthers Sinne mit didaktischer Zielrichtung.

Versierter Umgang mit Techniken und Gattungen

So erlebt man im Museum Kunstpalast einen Maler am Beginn der Neuzeit bereits voll im Bilde, wenn es um Verbreitungsmechanismen geht, um künstlerische Netzwerke, um Branding-Strategien und die Rationalisierung der Kunstproduktion, verstrickt im Ideentransfer und versiert im Umgang mit unterschiedlichen künstlerischen Techniken und Bildgattungen. Ein Manager, der in vielem enorm fortschrittlich daherkommt. Das hätte für die Ausstellung vollkommen genügt.

Eher überflüssig und wenig erkenntnisstiftend wirkt der Blick in die Moderne, den die Schau am Ende obendrauf setzt. Da kann man sich ansehen, was etwa Picasso aus Cranachs Venus machte oder wie Otto Dix das ungleiche Paar neu interpretierte. Auch Andy Warhol trägt zum Nachleben bei – zum Beispiel mit seiner Neuauflage von Cranachs „Bildnis einer jungen Frau“, das Barrett keck auf dem Kopf verschoben. Zwar sind die Siebdruck-Adaptionen des US-Künstlers schön bunt, aber sie wirken ziemlich blass im Vergleich zum bald 500 Jahre älteren Vorbild.