Der pädagogische Nutzen der Aktivspielplätze wie dem Göppinger Aki steht außer Frage. Aber die Zuschüsse sind gering; an Material und Personal wird kräftig gespart.

Region: Corinna Meinke (com)

Region - Die insgesamt 36 Aktivspielplätze und Jugendfarmen in der Region Stuttgart gelten meist als pädagogische Aushängeschilder, weil Kinder hier selbst kreativ werden. Einmal abgesehen von den 18 Plätzen in der Landeshauptstadt bieten die Kreise Esslingen und Ludwigsburg mit jeweils fünf Plätzen das größte Angebot in der Region. Der Alltag im Hüttendorf kann allerdings zermürbend sein, da die Betreiber häufig um Zuschüsse aus öffentlichen Kassen bangen müssen und die Plätze oft nur funktionieren, solange Ehrenamtliche an Bord sind.

 

So wie gerade in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen), wo der vor 34 Jahren als Elterninitiative gegründeten Jugendfarm das Aus droht, weil sich niemand mehr als Vorstand bewirbt. Und Kritik wird laut, wenn etwas passiert. Wie zum Beispiel in diesem Frühjahr in Steinenbronn (Kreis Böblingen), wo der Spielplatz nach einem Unfall, bei dem mehrere Jugendliche beim Einsturz einer hölzernen Brücke verletzt wurden, monatelang geschlossen blieb. Sorgen hat auch immer wieder die Jugendfarm in Plochingen (Kreis Esslingen), wo Geld für Werkzeug und Personal fehlt.

Ohne Förderverein geht es nicht

Schwierige Zeiten hat auch schon der Aki in Göppingen-Ursenwang erlebt. Aki ist die Abkürzung für den Aktivspielplatz, der in Göppingen eine Institution ist. Immer wieder fehlte es am Geld für den 1979 von engagierten Bürgern gegründeten Abenteuerspielplatz, den vor allen Kinder aus den südlichen Stadtteilen Manzen und Ursenwang besuchen (rund 5200 im Jahr 2016). Seit 1989 wird er von dem Sozialpädagogen Lothar Ober im Auftrag der Stadt Göppingen geleitet und fungiert als eine von acht Außenstellen des Hauses der Jugend. 1993 setzte der Landkreis den Rotstift an. Eine Elterninitiative machte in Leserbriefen und mit einer vom Jugendhaus Göppingen organisierten Kundgebung vor dem Landratsamt auf die drohende Schließung aufmerksam. Daraufhin beschlossen die Kreisräte lediglich eine Kürzung der Zuschüsse. Das kostete den Aki zwar die Stelle der Anerkennungspraktikantin, rettete aber den Platz.

Und als die Stadt Göppingen ein Jahr später ebenfalls am Aki sparen wollte, reaktivierte der Vorsitzende der Elterninitiative den fast aufgelösten Gründungsverein und gestaltete diesen zum „Förderverein Aktivspielplatz Ursenwang“ um. Der Förderverein sei immens wichtig, erklärt Ober, der als einziger Hauptamtlicher auf dem Aktivspielplatz arbeitet. Die Arbeitsbelastung sei groß. Er schiebe Hunderte Überstunden vor sich her, sagt Ober. Deshalb finanziere der Verein eine Hilfskraft nach den Regeln des Bundesfreiwilligendienstes. Zweimal hatte der Aki sogar eine Auszubildende, doch dafür reiche das Geld nicht mehr. Mit Einnahmen von Festen und Märkten stocke der Förderverein immerhin das schmale städtische Budget für Spielmaterial von 700 Euro pro Jahr auf, das hinten und vorne nicht reiche.

Vieles ist Marke Eigenbau

„Wir sind halt auf Spenden angewiesen,“ sagt Ober und führt Gäste gern zu dem von großzügigen Baufirmen mitfinanzierten Kleinspielfeld. „Hier können die Kinder auch im Winter kicken“, lobt er den praktischen Kunstrasen. Und gleich daneben lockt eine weitere von großzügigen Spendern bezahlte und durch Eigenarbeit ermöglichte Aki-Attraktion: eine Kistenstapelstation, die erste dauerhafte ihrer Art bundesweit, wie Ober meint.

Bis heute müssen die meisten pädagogisch betreuten Spielplätze um das Geld bangen, erklärt der deutschlandweit agierende Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze mit Sitz in Stuttgart. Der Verband fordert seit langem, diese sollten als Regeleinrichtung betrieben und politisch wie wirtschaftlich abgesichert werden.

In Göppingen zeigt Ober nicht nur Kindern, wie man Hütten stabil aufrichtet, immer wieder beweisen er und seine ehrenamtlichen Helfer selbst handwerkliches Geschick. Auf diese Weise sind die Werkstatt, das Lager, der Lehmbackofen und der Minipool entstanden. Und als nächstes seien ein Kletterturm und ein barrierefreies Toilettenhaus geplant. Häufig besuchten auch Kindergartengruppen und Schulklassen den Aki, dessen Jahresprogramm Ausflüge, Sportturniere, Bastelnachmittage und das traditionelle Zeltlager aufweist.