Ludwigsburg - Das Gegenteil von Gut ist nicht Böse, sondern gut gemeint, meinte einst der gute Kurt Tucholsky. Den Wahrheitsgehalt dieses Sinnspruchs bekommt die nicht mehr ganz neue Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) jetzt zu spüren. Die Ministerin lässt ihre Behörde höchst amtlich mitteilen, dass die Schüler während der Fußball-EM reihenweise vor der Glotze versacken und am nächsten Morgen womöglich die halbe Schulzeit verpennen.

 

Besonders pädagogisch wertvoll ist der Hinweis an die Pädagogen, in solchen Fällen den Rohrstock stecken zu lassen und – Achtung, Bürgernähe! – darauf Rücksicht zu nehmen. Es soll vorkommen, dass Lehrkörper nicht genug Empathie aufbringen, um ihren Schülern einen Gähner nach durchwachter Elfmeterschießen-Nacht durchgehen zu lassen. Auch von Fußballglotzverboten ist zu hören. Aber bei derart hartherzigen Paukern hilft auch der Hinweis des Ministeriums nichts. Für all jene verständnisvollen, gutherzigen Lehrer – und wir hoffen, dass das die Mehrheit ist – kommt das Ganze wie eine böse Unterstellung rüber. Unterm Strich wirkt das Schreiben reichlich verkopft, wirklichkeitsfremd und ein bisschen wie ein Eigentor.