Noch ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen schwerwiegender Steuervergehen auch gegen den ehemaligen DFB-Präsidenten Niersbach – dem DFB droht rückwirkend die Aberkennung der Gemeinnützigkeit und damit eine hohe zweistellige Millionenzahlung. Niersbach und der ehemalige Generalsekretär Helmut Sandrock werden vom Bundestag am Freitag nicht entlastet. Auch die Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt zum Komplex der WM 2006, die amerikanische Bundespolizei FBI hat Unterlagen angefordert. Die Unvollständigkeit des internen Ermittlungsberichts der Kanzlei Freshfields ist belegt. Grindel behauptet dennoch, es gebe in Sachen Sommermärchen beim DFB „keine offene Baustelle“ mehr.

 

Grindels Parteifreund Thomas de Maizìere, Bundesinnenminister und damit auch Sportminister, ging in seinem Grußwort kaum eine Minute auf derlei Themen ein, die „Schatten geworfen haben“. Anders als Grindel erinnerte er allerdings daran, dass die „vollständige Aufarbeitung der WM-Vergabeentscheidung noch aussteht“.

Klaus Kinkel soll Chef werden

Der DFB-Bundestag wird die Gründung einer Ethikkommission beschließen. Chef des fünfköpfigen Ethikgremiums soll der ehemalige Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) werden. Unter Kinkels Ägide erhielt 1994 der heutige IOC-Präsident Thomas Bach, ebenfalls FDP-Mitglied, unter merkwürdigen Umständen jenen Diplomatenpass, über den Deutschland seit einigen Tagen erstaunt diskutiert. Anders als im Fußball-Weltverband Fifa, wo die Ethikkommission in zwei Kammern aufgegliedert ist, eine ermittelnde und eine rechtsprechende, entscheidet beim DFB künftig eine reine Verbandsinstanz in Ethikfragen: das DFB-Sportgericht.

So einfach wie in Erfurt werden es Grindel & Co nicht immer haben. Der stabsmäßig geplante Einheitskonvent soll die Reihen stärken. Am Donnerstag veröffentlichte der DFB eine vermeintliche Erfolgsmeldung nach der anderen. Rechtzeitig zum Bundestag wurde der Vertrag mit Bundestrainer Joachim Löw bis 2020 verlängert. Grindel vergaß zur Eröffnung natürlich nicht, auf den schon im Juni ebenfalls verlängerten Ausrüstervertrag mit Adidas zu erinnern. Die Erlöse aus diesem nunmehr mit 50 Millionen Euro dotierten Kontrakt sollen auch dem Amateurfußball zugutekommen, sagte er. Im immer skeptischeren Amateurbereich erntet er dafür eher mitleidiges Lächeln. Der Konflikt zwischen der Basis und dem funkelnden Oberbau wird diesen Einheitsparteitag überstehen und, fernab der lobhudelnden Festreden, die Debatten der nächsten Jahre bestimmen.