Und so haben die Brüder ein neues Projekt ausgeheckt, das beiden Seiten zugute kommt: Ein Austauschprogramm mit dem Titel „Students train students“ – Schüler unterrichten Schüler. Jeweils ein deutscher Auszubildender packt seine Koffer und fliegt nach Bangkok. Von dort geht die Reise in das rund 80 Kilometer entfernte Verpackungswerk nach Chon Buri, wo die jungen Leute fünf Wochen lang mit anpacken, ihr Wissen an die thailändischen Kollegen weitergeben und dabei gleichzeitig das in Deutschland Erlernte vertiefen. Ein praktischer Nebeneffekt ist, dass die jungen Deutschen bei ihrem Auslandsaufenthalt lernen, selbstständig und flexibel zu arbeiten und auch mal zu improvisieren, weil das nötige Ersatzteil am Ort schlichtweg nicht zur Verfügung steht.

 

Doch es geht nicht nur um Arbeit, betont Karl Steffan: „Unsere Azubis erleben in Thailand eine andere Kultur, aber in einem behüteten Bereich. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass sie Leute treffen, die ärmer dran sind als wir – und trotzdem glücklich sind.“ Die Erfahrung, dass ein Land des Lächelns wie Thailand Europäer vor so manches Rätsel stellen kann, hat Reiner Steffan schon selbst gemacht: „In Thailand herrscht eine komplett andere Kultur. Ein Thailänder würde selten sagen, was schlecht läuft oder sich beschweren. Er bliebe eher weg.“

Ihren Horizont erweitern die Nachwuchskräfte nicht nur im Werk von Chon Buri: Nach fünf Wochen wechseln sie den Standort und reisen nach Kapong, das 90 Kilometer nördlich von Phuket liegt. Dort verbringen sie eine Woche im Dschungel, genauer: an der Yaowawit Schule, einem Internat für 120 Kinder im Alter von vier bis 18 Jahren, die aus ärmlichsten Verhältnissen kommen oder Waisen sind.

Die Hauptaufgabe der jungen Deutschen ist es, die Internatsschüler spielerisch für das Thema Technik zu begeistern. Als Hilfsmittel haben die Azubis die sogenannten Technikkisten des Unternehmensnetzwerks Wissensfabrik im Gepäck, die eigentlich deutschen Grundschülern Lust auf das Tüfteln, Bauen und Konstruieren machen sollen. Doch die Freude am Schrauben und Hämmern ist offenbar international – das hat jüngst ein Besuch der Boschlerin Ramona Günnewicht an der Schule gezeigt. Karl Steffan: „Vielleicht entdecken wir ja auch ein Talent.“