Eine Beerdigung in der Region Stuttgart ist alles andere als kostengünstig. Die Kommunen belegen bei den Bestattungskosten Spitzenplätze.

Rems-Murr-Kreis - W er hierzulande in einer großen Kreisstadt ein Begräbnis zu organisieren hat, muss hoffen, dass der Verstorbene für seine Beerdigungskosten finanziell gut vorgesorgt hat. Die Verbraucherinitiative Aeternitas aus Königswinter hat ermittelt, dass es in manchen Kommunen bis zu 5500 Euro kosten kann, wenn sich Angehörige für eine übliche Sargbestattung in einem Erdwahlgrab entscheiden. Den Spitzenplatz hält dabei Waiblingen mit bis zu 5533 Euro, das Schlusslicht bildet Backnang mit 2158 Euro. Ähnlich groß fällt der Unterschied bei der Feuerbestattung aus. In Waiblingen werden 2298 Euro für ein Urnenwahlgrab verlangt, in Backnang 680 Euro. Man habe sich bei diesen Kosten nicht auf die reine Grabnutzung beschränkt, sondern die Bestattungsgebühren hinzugerechnet, sagt Alexander Helbach, der Geschäftsführer von Aeternitas, welche die Zahlen erhoben hat. Etliche Kommunen reduzierten die Kostenangaben auf die reine Grabnutzung, was nicht praxisnah sei.

 

Mit diesen Vorgaben landen die hiesigen Kommunen auf einem Spitzenplatz, was laut Helbach jedoch für den Südwesten Deutschlands typisch sei. Insgesamt sei das Kostenniveau in Baden-Württemberg sehr hoch und in der Region Stuttgart besonders. In der sächsischen Landeshauptstadt Dresden, die Helbach als Gegenbeispiel anführt, koste ein Erdwahlgrab mit 20 Jahren Nutzungsdauer 1160 Euro, das Urnenwahlgrab 763 Euro.

Zudem sind Helbachs Angaben zufolge die Unterschiede der Bestattungskosten in der Region Stuttgart „gewaltig“, vor allem im Vergleich zwischen kleineren und größeren Kommunen. Dies ergebe sich durch den Ansatz des sogenannten Kostendeckungsgrades. Früher hat sich etwa die Stadt Schorndorf, wie der für das Bestattungswesen zuständige Roland Kuhn auf Anfrage bestätigt, damit zufrieden gegeben, dass 70 Prozent der Bestattungskosten durch die Gebühren erwirtschaftet werden. Vor kurzem habe man diesen Deckungsgrad auf 90 Prozent angehoben. Laut Alexander Helbach ist das im bundesweiten Vergleich „sehr hoch“.

Wer sich diesen hohen Kosten entziehen will, hat indes nur sehr begrenzte Möglichkeiten. Hilfreich ist laut Helbach, sich bereits zu Lebzeiten mit dem gewünschten Begräbnis und den Kosten zu beschäftigen und finanziell vorzusorgen. Eine wichtige Entwicklung sei der bundesweite Trend, dass es immer weniger Sargbestattungen und immer mehr Feuerbestattungen gebe, die kostengünstiger sind. Zudem könne man sich auch nach den Kosten einer Grabstätte in einer benachbarten Kommune erkundigen, rät Helbach. Manche Bestatter bieten zudem auch die Aufbahrung der Verstorbenen in eigenen Räumlichkeiten an, weswegen die Kosten für eine Leichenhalle wegfallen. Allerdings hat ein Kunde, der sich wiederum nach einem günstigen Bestatter umsieht, vielerorts kaum eine Wahl, weil es bundesweite Bestattungsunternehmen kaum gibt. „Der Markt ist sehr stark regionalisiert“, sagt der Aeternitas-Geschäftsführer.

Wer im Rems-Murr-Kreis bestattet werden will und kein anonymes Begräbnis wünscht, muss daher wohl oder übel ein höheres Kostenniveau einkalkulieren. Es helfe aber, sich vorab zu informieren, sagt Helbach, und dann eventuell mit einem Bestatter des Vertrauens einen sogenannten Vorsorgevertrag abzuschließen. Dann fließt das Geld für die Bestattung bereits zu Lebzeiten und wird mitunter sogar verzinst. Dieses Vorgehen sei günstiger als die sogenannte Sterbegeldversicherung, deren Rendite oftmals sehr gering ausfalle, sagt Helbach. Zudem hätten die Behörden keinen Zugriff auf das Geld des Vorsorgevertrages, falls der Verstorbene in seinen letzten Lebensjahren zu einem Sozialfall werde.