Im rund 250 Quadratmeter großen Laden in Schwaikheim wollen die drei Frauen wie früher Drogerieartikel anbieten. „Wir haben ja keine Konkurrenz in Schwaikheim“, sagt Heike Hirning. Und sie wollen auch keine sein, sondern das Warenangebot im Ort vervollständigen. „Eine andere, friedliche Art des Wirtschaftens“ schwebt auch der Verdi-Gewerkschaftssekretärin Christina Frank vor, die momentan alle Hände voll zu tun hat, ehemaligen Schleckerfrauen Schützenhilfe zu geben. Ein Verein namens „Institut zur Förderung der Nahversorgung“ ist schon gegründet, eine Service GmbH soll folgen, welche für die Dorfläden den Einkauf, die Buchhaltung oder das Marketing übernimmt. Die Läden sind als Mini GmbHs konzipiert. Derzeit sieht es laut Frank so aus, als ob sieben oder acht zustande kommen könnten. „Wir haben attraktive Angebote von Bürgermeistern bekommen“, erzählt Frank, die sich mit rund 150 Interessierten – Bürgermeistern, Vermietern und potenziellen Ladenbetreiberinnen, zum Gespräch trifft. Mancher Schultes habe sogar angeboten, die Ladenmiete zu übernehmen, sagt Frank: „Die Nahversorgung ist ein Gut, das man immer mehr zu schätzen weiß.“

 

Heike Hirning und ihre Kolleginnen arbeiten nun an einer Standortanalyse, die vom Unternehmensberater Wolfgang Gröll geprüft wird. Neben Drogerieartikeln wäre Tiernahrung in Schwaikheim eine Marktlücke: „Da sind wir früher viel gefragt worden, hatten aber keine.“ Auch Kurz- und Haushaltswaren sind eine Option und Heike Hirning kann sich vorstellen, dass den Schwaikheimern ein Lieferservice, ein Schlüsseldienst, ein Fotodrucker und ein Kopierservice willkommen wären. An Ideen mangelt es den Frauen nicht, am Geld schon eher. Im Rahmen einer Bürgerversammlung will Verdi darum werben, dass möglichst viele Schwaikheimer Mitglied der Mini GmbH werden und durch den Kauf eines Solidaritätstalers im Wert von 50 oder 100 Euro ihr Scherflein zum Beteiligungskapital beitragen. In den Dorfläden, die wohl unter dem Namen „Drehpunkt“ auftreten, soll „nichts mehr an Schlecker erinnern“ – da sind sich die Frauen und die Gewerkschaft einig.

In Schwaikheim werden die Frauen erstmal den Pinsel schwingen müssen: „Die Filiale ist 1999 zum letzten Mal renoviert worden“, sagt Heike Hirning. Zwei Maler hätten ihre Hilfe angeboten, aus dem Bekanntenkreis komme überwiegend Zuspruch. Heike Hirning macht sich trotzdem nichts vor. „Am Anfang werden viele kommen. Da müssen wir uns überlegen, wie wir sie halten.“ Einige Ideen haben die Frauen in Reserve und wollen zudem die Kundschaft nach ihren Wünschen befragen. „Wir haben eigentlich nichts zu verlieren“, sagt die 45-Jährige – und hofft, „dass wir das Weihnachtsgeschäft mitnehmen können“.