Was findet ein Bürger in 20 Jahren noch von der Gartenschau vor, Herr Kiwitt?
Kiwitt: Er wird auf jeden Fall ein Wegenetz vorfinden, das etabliert ist, das attraktiv verknüpft ist, das immer mit dem Nahverkehr verbunden ist. Es gibt Erholungsmöglichkeiten mit Zugängen zum Fluss, der Fluss wird aus dem Kanalkorsett herausgeholt sein. Es wird aber auch Bereiche geben, die er nur von weitem betrachten kann, wo Naturschutz Vorrang hat. Und er wird Wohn- und Arbeitsplätze finden, die modernen Anforderungen genügen.
 
Lorinser: Da ist noch ein weiter Weg zurückzulegen. Natürlich haben wir von einem 20-Jahre-Horizont gesprochen, aber da wäre es eben notwendig, dass wir Themen wie die Gartenschau dazu benutzen, um den Transponder zu spielen, um diese Idee wirklich konkret zu machen. Oberhalb des Stihl-Werks 1 bis nach Schwäbisch Gmünd ist die Rems ein Kanal, der in den 20er-Jahren zu dem geworden ist, was er ist. Das hat mit Ökologie, Vielfalt und Erlebnisqualität für den Bürger nichts zu tun. Nun werden punktuell Dinge gemacht, man greift aber nicht die Krankheit prinzipiell an.
Hätte das Land nicht mehr in Vorleistung gehen müssen, um etwas anzustoßen?
Englert: Natürlich würde ich mich freuen, wenn das Land uns für dieses einmalige Projekt deutlich höhere Zuwendungen geben würde. Wenn wir uns vergleichen mit der 2019 stattfindenden Bundesgartenschau, dann sind da ganz andere Beträge im Spiel als diese drei Millionen Euro, die wir für 16 Kommunen bekommen haben
Lorinser: Man hätte ein Modellprojekt für den Flusslauf Rems machen können, eine Wiederbelebung und Renaturierung des gesamten Fließgewässerverlaufs. Solch ein Modellprojekt, bei dem man den ganzen Fließgewässerverlauf renaturiert, wäre eine Aufgabe für die Region. Da hätte man auch vom Land ordentliche finanzielle Zuschüsse bekommen. Aber das ist ja genau nicht passiert. Sicher ist das eine titanische Aufgabe, aber im Ruhrgebiet hat man auch die Emscher von der Quelle bis zur Mündung völlig umgewandelt.
Kiwitt: Mit EU-Strukturfondsmitteln in Höhe von fünf Milliarden Euro…
Lorinser: Irgendwo fängt man an. Wieso nicht an der Rems?
Lorinser: Man hätte ein Modellprojekt für den Flusslauf Rems machen können, eine Wiederbelebung und Renaturierung des gesamten Fließgewässerverlaufs. Solch ein Modellprojekt, bei dem man den ganzen Fließgewässerverlauf renaturiert, wäre eine Aufgabe für die Region. Da hätte man auch vom Land ordentliche finanzielle Zuschüsse bekommen. Aber das ist ja genau nicht passiert. Sicher ist das eine titanische Aufgabe, aber im Ruhrgebiet hat man auch die Emscher von der Quelle bis zur Mündung völlig umgewandelt.
Kiwitt: Mit EU-Strukturfondsmitteln in Höhe von fünf Milliarden Euro…
Lorinser: Irgendwo fängt man an. Wieso nicht an der Rems?
Kiwitt: Das Schwierige ist nicht die Konzeption oder die technische Umsetzung einer Gewässerrenaturierung. Schwierig ist, die relevanten Akteure in dasselbe Boot zu bekommen und deren unterschiedliche Perspektiven auf ein Ziel zu fokussieren. Gerade große, über einen Naturraum gehende Projekte, sind sehr komplex und es besteht das Risiko, dass sich keiner mehr an solche Vorhaben ran traut. Schon gar nicht, wenn man feststellen müsste, dass im Remstal viel Geld und Engagement eingesetzt wurde, ohne Konkretes zu erreichen.
Auersperg: Dazu haben wir vor über zwei Jahren ja Projektvorschläge gemacht, auf die allerdings keine Reaktion gekommen ist. Die Idee war, bei diesen Remsrenaturierungen auf der gesamten Fläche planerisch tätig zu werden und das dann in Einzelabschnitten umzusetzen. Auch da haben wir uns vorgestellt, dass die Naturschutzverbände eingebunden werden.
Sind Naturschutz und Planer Gegenspieler?
Auersperg: Das muss nicht sein, ist aber manchmal so. Dass es anders geht, hat in einer Remstalkommune gut geklappt. Wir wurden recht früh in die Planungen eingebunden und konnten mit Behörden, Planern und den Kommunen ein umsetzbares Konzept entwickeln. So wurde eine ursprünglich geplante Aussichtsplattform oberhalb eines Bergrutsches in einem Vogelschutzgebiet an eine weniger sensible Stelle verlegt. Unser Bestreben war und ist, an Lösungen mitzuarbeiten, die nicht dem Naturschutzgedanken widersprechen. Voraussetzung dafür ist, dass offen und transparent kommuniziert wird.

Kein Spielverderber

Ist der Naturschutz ein Spielverderber?
Englert: Ganz und gar nicht. Wir möchten und werden mit den verschiedenen Verbänden zusammenarbeiten. Wir haben da vor allem ein Zeitthema, das müssen wir möglichst schnell mit dem Landkreis und dem privaten Naturschutz hinbekommen. Deshalb predige ich den Kommunen: wir müssen jetzt alle an einen Tisch holen und die Projekte zum Erfolg führen.
Kiwitt: Mir ist wichtig zu unterstreichen, dass es bei der Gartenschau und auch sonst keine Möglichkeit gibt, an geltenden Bestimmungen vorbei zu kommen. Genehmigungsbehörden sind unabhängig und zeigen sich sehr robust gegenüber politischem Druck. Naturschutzvorgaben sind kein unverbindlicher Vorschlag, deutlich größere Projekte sind daran gescheitert. Man muss sich also keine Sorgen machen – der Naturschutz ist behördlich geregelt, funktioniert und gilt auch für Gartenschauen.
Auersperg: Die Naturschutzverbände werden nicht bei allen Verfahren gehört. Dies trifft auch für die Remstal Gartenschau zu. Teilweise werden nur vereinfachte Verfahren ohne Beteiligungsmöglichkeit durchgeführt, wie zum Beispiel in Weinstadt. Die Verbände werden nicht gehört, weil kein Planfeststellungsverfahren erfolgt.
Bitte vervollständigen Sie diesen Satz: Die Gartenschau wird ein Erfolg, wenn...
Englert:...wir jetzt alle gemeinsam das Verbindende suchen und das dann auch gemeinsam vorantreiben.
Lorinser:...die Kriterien der Nachhaltigkeit umfänglich berücksichtigt werden.
Kiwitt: ... sie den Menschen eine klare Verbesserung ihres Umfelds bringt.
Auersperg:...die Kommunen Naturschutz nicht als lästiges Beiwerk begreifen.